Killer von Brabant: "Der Riese ist nicht Bonkoffsky"

Bei den Ermittlungen gegen die sogenannte „Killerbande von Brabant“, die in den 1980er Jahren bei brutalen Überfällen mindestens 28 Personen umbrachte, ist eine vermeintlich wichtige Spur aus Mangel an Beweisen kurz davor, aufgegeben zu werden. Dabei handelt es sich um die Annahme, dass der ehemalige Gendarm Christiaan Bonkoffsky das als „Riese“ bekannte Bandenmitglied sein soll.

Die Ermittler gehen zu 99 % davon aus, dass Bonkoffsky nicht der Riese der Bande sein soll. Die seit einigen Monaten deutlich aufgestockte Sonderkommission hat nach eigenen Angaben nicht ausreichend Beweise und Indizien dafür gefunden, die darauf hinweisen, dass der Ex-Gendarm tatsächlich Mitglied dieser Bande war.

Zunächst wies alles darauf hin, dass Christiaan Bonkoffsky einer der Brabanter Killer war. Im Oktober 2017 gab der Bruder Bonkoffkys an, dieser habe auf seinem Sterbebett erklärt, dass er der „Riese“ der Bande war. Beweisen konnte die Soko diesen als entscheidend geltenden Hinweis aber nicht und gibt diese Spur mangels an konkreten Indizien wohl auf.

Die Familie Bonkoffkys aber hält an der These fest, dass der ehemalige Gendarm der Einheit aus Aalst tatsächlich einer der Schuldigen gewesen sein muss. Sie gibt jetzt DNA-Spuren des Mannes an die Polizei weiter. Diese konnten auf einer Uhr Bonkoffkys entdeckt werden. Die Familie hatte einen entsprechenden DNA-Test selbst in Auftrag gegeben, wohl aus Mangel an Vertrauen in Polizei und Justiz. Nach Aussagen ihres Anwalts wollen die Familienmitgliede einfach nur, dass „die ganze Wahrheit“ ans Tageslicht kommt.

Falsche Fährte gelegt?

Unterdessen geht der flämische Staranwalt Jef Vermassen, der einige der Opfer und Opferangehörige von damals vertritt, davon aus, dass hier einmal mehr eine falsche Spur gelegt worden sei, um die Ermittler auf die falsche Fährte zu locken. Vermassen, weitere Anwälte und viele Opferangehörige haben seit Jahren kein wirkliches Vertrauen in Polizei und Justiz im Fall der „Killer von Brabant“.

Nach TV-Sendungen unseres Hauses VRT, bei denen im vergangenen Jahr unter anderem zu Zeugenaussagen und zur Angabe von Hinweisen aufgerufen wurde, kamen rund 400 ernstzunehmende Tipps und Indizien zusammen, denen die Sonderkommission der Polizei nachging (und noch nachgeht). Die Aussage von Christiaan Bonkoffskys Bruder war eine der vielversprechendsten davon.

Spur in Richtung Gendarmerie weiter verfolgt

Die Sonderkommission zur Aufklärung dieses Falles aus den 1980er Jahren ist seit Jahresanfang deutlich verstärkt worden. Bis dahin ermittelten noch 10 Kripobeamte an dieser Akte. Seit zwei Wochen sind effektiv 28 Polizisten damit beschäftigt.

Dass die Spur Bonkoffsky aufgegeben wird, bedeutet aber nicht, dass die Hinweise auf Mittäterschaft von Gendarmen nicht weiterverfolgt werden. Offenbar liegen in dieser Hinsicht Indizien vor, wie Waffen- und Kugelfunde, ballistische Ermittlungen, Hinweise auf Gendarmerie-typische Fahrzeuge uvm.

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