Peterbos, ein neues Problemviertel in Brüssel?

Seit einigen Tagen ist das Viertel Peterbos (Foto) im Brüsseler Stadtteil Anderlecht in den Schlagzeilen der belgischen Medien zu finden. Am Wochenende wurden drei Kontrolleure der regionalen Brüsseler Nahverkehrsgesellschaft MIVB/STIB in Peterbos von Jugendlichen angegriffen und verletzt und am Montag wurde ein VRT-Reporterteam bei Dreharbeiten mit Steinen beworfen (kl. Foto).

Die beiden Vorkommnisse der vergangenen Tage haben die Öffentlichkeit auf ein Viertel aufmerksam gemacht, dass bisher für viele Zeitgenossen völlig unbekanntes Gebiet war. Peterbos im Brüsseler Ortsteil Anderlecht ist ein trostloses Plattenbauviertel ohne Gesicht könnte man sagen. Doch plötzlich wird es zum „Problemviertel“, ja zu einer „No Go-Zone“.

Die Staatsanwaltschaft von Brüssel jedoch beschäftigt sich bereits seit Jahresanfang mit dem Peterbos, denn seit geraumer Zeit häufen sich dort Fälle von Gewalt und andere Straftaten sowie Drogenhandel. Nicht selten richtet sich die Gewalt von dort aktiven Jugendlichen direkt und unverfroren gegen die Polizei. Mittlerweile beschäftigt sich ein Polizeirichter ausschließlich mit dem Viertel. Bei rund 10 Fällen ermittelt die Polizei sogar in Richtung versuchtem Polizistenmord.

Ine Van Wymersch, die Sprecherin der Brüsseler Staatsanwaltschaft, sagte, dass die Polizei hier konzentriert vorgeht: „Die Polizei hat im Januar Instruktionen von der Staatsanwaltschaft erhalten, mit denen die Ermittlungen zu den Fakten so schnell wie möglich verlaufen können.“ Inzwischen ist ein Verdächtiger in U-Haft. Neben der Brüsseler Nahverkehrsgesellschaft hat auch unser Haus, der flämische Rundfunk VRT, Anzeige gegen Unbekannt erstattet.

Konzentrierte Polizeiarbeit

Seit März ist auch der Bürgermeister von Anderlecht, Éric Tomas (PS), von der Brüsseler Staatsanwaltschaft von der Vorgehensweise der Polizei im Peterbos unterrichtet. Alle dieses Viertel betreffenden Anzeigen und Dossiers werden bei einem Polizeirichter zusammengefasst und wöchentlich findet ein Briefing statt, bei dem alle Beteiligte über alle Schritte unterrichtet werden.

Inzwischen beschäftigt sich auch die belgische Bundesregierung mit dieser Gegend. Es dürfe nirgendwo im Land zu einer „No Go-Zone“ kommen, hieß es aus Regierungskreisen nach dem Angriff auf die MIVB-Kontrolleure und auf die VRT-Reporter.

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