20 Jahre Haft für Abdeslam und Ayari wegen versuchtem Polizistenmord

Das Strafgericht von Brüssel hat an diesem Montagmorgen befunden, dass sich Salah Abdeslam, Sofien Ayari und Mohamed Belkaïd mit der Absicht terroristischer Morde an Polizisten zusammenschlossen. Zuvor hatte das Gericht einen Antrag der Verteidigung Abdeslams auf Straffreiheit wegen Verfahrensfehler abgelehnt. Die Terroristen Abdeslam und Ayari sind jeweils zur Höchststrafe von 20 Jahren Haft verurteilt worden.

Salah Abdeslam und Sofien Ayari standen an diesem Montag zunächst wegen versuchten Polizistenmordes mit terrroristischem Hintergrund sowie wegen des Besitzes illegaler Waffen vor Gericht.

Nach den Pariser Anschlägen ist Abdeslam nach Belgien geflohen und dort untergetaucht. Monatelang wurde nach dem in Europa wohl meist gesuchten Terroristen gefahndet. Bei einer Polizei-Razzia im Brüsseler Stadtteil Forest kam es dann zu dem Feuergefecht, bei dem drei Beamte verletzt wurden. Abdeslam und Ayari hatten sich gemeinsam mit Mohamed Belkaïd in einer Wohnung in der Driesstraat in Forest verschanzt.

Dem Gericht zufolge habe bei dem Schusswechsel vom 15. März 2016 in der Driesstraat nicht nur der getötete Mohamed Belkaïd auf die Polizei geschossen, sondern mindestens einer der beiden anderen das Feuer eröffnet. Ferner hatten die drei eindeutig zuvor abgesprochen, sich mit Waffengewalt gegen eine etwaige Polizeirazzia zu widersetzen.

Einige Tage später wurden Abdeslam und der Mitangeklagte Soufien Ayari im Brüsseler Stadtteil Molenbeek gefasst – kurz vor den Anschlägen in der belgischen Hauptstadt.

Die Täter hatten bei dem Schußwechsel mit der Polizei vom 15. März Kriegswaffen benutzt, mit denen sie 34 Kugeln abfeuerten. Sie schossen ohne zu Zögern auf die Polizisten, als diese versuchten, die Tür der Wohnung zu öffnen. Das belege eindeutig, dass die Täter vorsätzlich gehandelt hätten. Einer der Polizisten war zudem am Kopf verletzt worden. Das sei ein weiterer Beweis für die Tötungsabsicht der Täter. Dass letztlich kein Polizist getötet wurde, sei nicht den Angeklagten zu verdanken gewesen, so dass in jedem Fall von versuchten Totschlags gesprochen werden könne, lautet die Urteilsbegründung des Gerichts.

Terroristischer Hintergrund

Die Razzia in der Driesstraat fand nicht nur im Rahmen der Ermittlungen nach den Terroranschlägen vom 13. November 2015 in Paris statt, sondern die drei Verdächtigen Belkaïd, Abdeslam und Ayari waren auch Mitglied des Islamischen Staates und der Terrorzelle, die in die Anschläge verwickelt war und weitere Anschläge vorbereitete.

Ferner waren Ayari und Belkaïd in Syrien. Sie hatten sich dort dem IS angeschlossen. Aus Briefen von Abdeslam, die die Polizei fand, geht zudem hervor, dass auch er dem Anführer des IS, Abu-Bakr-al-Baghdadi, Treue geschworen hatte.

Überdies war das Trio monatelang gemeinsam mit anderen Mitgliedern der Terrorzelle, die für die Anschläge in Paris und Brüssel als verantwortlich erachtet werden, untergetaucht.

Abdeslam wollte weder vor Gericht aussagen, noch hat er dieses Gericht anerkannt. Das wurde ihm von der Justiz auch schwer angelastet. Bei Gericht heißt es, dass das eine totale Missachtung unserer Demokratie und unserer Gesellschaft sei. 

Jetzt hat sein Verteidiger 30 Tage Zeit, um sich mit seinem Mandanten über das Urteil zu beraten.

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