Ultraorthodoxer Jude auf Antwerpens CD&V-Liste

Die flämischen Christdemokraten CD&V stellen den ultraorttodexen jüdischen Geschäftsmann Aron Berger (Foto) für den Kommunalwahlkampf in Antwerpen auf. Berger nimmt den 9. Listenplatz ein. Doch schon vor der offiziellen Vorstellung Bergers ist der angehende Politiker umstritten - auch in der eigenen Partei. Nach eigenen Angaben gibt er Frauen nicht die Hand und steht auch dazu.

Aron Berger (42) gab seine Kandidatur auf Platz 9 der Antwerpener CD&V-Liste selbst bekannt und das Magazin „Joods Actueel“ brachte sogleich ein Interview mit ihm. Damit war die Sache am Dienstag schon in den Schlagzeilen, bevor die flämischen Christdemokraten den Kandidaten selbst vorstellen konnten.

Berger ist ein ultraorthodoxer chassidischer Jude, der bisher sein ganzes Leben in Antwerpen verbrachte. In seinem eigenen Video gibt er an, „die CD&V hat als einige der wenigen Parteien noch ein Gefühl für Religion.“ Er lässt sich nach eigenen Angaben auch nur von seinem eigenen Glauben führen, auch wenn dies einschließe, dass er Frauen nicht die Hand gibt. Dies habe mit der Gleichheit zwischen Mann und Frau nichts zu tun, so der Geschäftsmann. Dies sei übrigens ein Prinzip, dass er voll und ganz respektiere und er werden seinen Standpunkt hier auch gerne weiter verdeutlichen.

Nur kurz nach Bekanntwerden der Kandidatur Bergers bei den flämischen Christdemokraten CD&V brach ein Sturm der Entrüstung auf, vor allem bei den anderen Parteien. Die Kandidatur eines solchen Mannes sei „unannehmbar“ hieß es dazu oder auch „Dies ist eine Niederlage für die Frauenrechte“.

Umstritten auch in den eigenen Reihen

Auch in den Reihen der CD&V ist diese Kandidatur umstritten. Unter anderem Hendrik Bogaert, führender flämischer Christdemokrat im belgischen Bundesparlament, hat ein Problem mit Berger und teilte via Twitter mit, dass ein Mann, der Frauen nicht die Hand geben will, „auf einer Liste der CD&V nichts zu suchen“ habe. Dies sei mit den Werten seiner Partei unvereinbar.

Doch die Antwerpener CD&V, deren Spitzenkandidat für die Bürgermeisterschärpe der derzeitige belgische Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft, Kris Peeters, ist, hält an Aron Berger fest. Dessen persönliche Standpunkte innerhalb seiner chassidischen Glaubensgemeinschaft, in der Männer Frauen die Hand nicht geben und umgekehrt, hätten nichts mit dem Parteiprinzip der Gleichheit zwischen Mann und Frau zu tun.

Am Nachmittag hieß es dann von Seiten der CD&V, Aron Berger soll seine Äußerungen zum Händedruck mit Frauen zurücknehmen und sich davon distanzieren. Inzwischen tauchten auch weitere sehr umstrittene Bemerkungen von Berger auf, die bei den flämischen Christdemokraten für Stirnrunzeln sorgen, z.B. bei Landesbildungsministerin Hilde Crevits. Demnach soll Berger 2013 gesagt haben, dass gemischter Unterricht mit Jungs und Mädchen in einer Klasse „eine Form von Kindesmisshandlung“ darstellen würden.

In Antwerpen läuft der Kommunalwahlkampf schon auf vollen Touren

Im Antwerpener Kommunalwahlkampf, der bereits auf vollen Touren läuft, wird auch um die Stimmen der hier stark vertretenen jüdischen Gemeinschaft gebuhlt. Ob sich die CD&V allerdings mit diesem Scoop einen Gefallen getan hat, bleibt abzuwarten. Der Sturm der Entrüstung legt sich noch nicht und die anderen Parteien in der Scheldestadt haben damit ein lohnendes Angriffsziel bei den Christdemokraten um Kris Peeters ausgemacht.

Am 14. Oktober finden in Belgien die Kommunalwahlen statt. Dabei spielt „die Schlacht um Antwerpen“ schon jetzt eine große Rolle. Flanderns größte Stadt wird derzeit von Bürgermeister Bart De Wever geleitet, der Vorsitzende der flämischen Nationaldemokraten N-VA. Und die N-VA ist mit Abstand die stärkste Partei im belgischen Bundesland Flandern.

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