Wo sind die Familien der belgischen IS-Kämpfer?

Jaak Raes (Foto), der Leiter der belgischen Staatssicherheit, gab gegenüber der VRT-Nachrichtenredaktion zu verstehen, dass seine Einrichtung keine genauen Erkenntnisse darüber hat, so sich die überlebenden belgischen IS-Kämpfer in Syrien oder im Irak aufhalten, bzw. in welchen Lagern sich welche Frauen und Kinder von gefallenen Islamisten aufhalten.

Nach dem VRT-Kriegsberichterstatter Rudy Vranckx in den letzten Tagen mit einigen aus Belgien stammenden Frauen, deren Männer im Kampf für IS in Syrien oder im Irak gefallen sind, sprechen konnte, stellt sich die Frage, wo sie und ihre Kinder überall sein könnten und wie viele es überhaupt sind. Offiziell sollen sich dort irgendwo 115 Kinder befinden, die jünger als 12 Jahre alt sind.

Diese Zahl kommt vom staatlichen Zentrum für Bedrohungsanalyse (OCAD). Diese 115 kleinen Kinder haben einen Vater oder eine Mutter, die die belgische Staatsangehörigkeit besitzen. Deren genaue Aufenthaltsorte aber stehen nicht fest, wie der Leiter der belgischen Staatssicherheit Jaak Raes gegenüber VRT NWS angibt:

„Wir haben keine Aufstellung über jede Identität, über jeden Aufenthaltsort oder jedes Gefangenenlager, wo sich diese Leute befinden könnten. Wir erhalten dazu lediglich fragmentäre Informationen. Das haben wir aber einem guten Informationsaustausch mit unseren Koalitionspartnern zu danken.“

Darauf sollten sich die verschiedenen Nachrichtendienste in Belgien vor allem fokussieren: „Es ist nicht so, dass sich jeder, der irgendwo in einem Gefangenenlager sitzt, sich so einfach quer durch Europa frei bewegen kann. Einige Hebel sehen vor, dass diese Bewegungen beobachtet werden. (…) Wir tun unser Bestes, um darauf eine Sicht zu haben und zu behalten.“

Die von unserem VRT-Kollegen angesprochenen belgischen Frauen wollen unbedingt in ihre Heimat zurückkommen. Fast alle gaben an, ihre gerechte Strafe in Belgien zu akzeptieren, solange es ihren Kindern gut gehe…

Wie diese Haltung einzuschätzen sei, steht gerade hier zur Debatte. Keine einheitliche Linie besteht auch darüber, was überhaupt mit den Angehörigen von ehemaligen IS-Kämpfern passieren soll, falls sie und ihre Kinder tatsächlich zurück nach Belgien kommen sollten.

Urteile gegen drei IS-Frauen

Ein Gericht in Antwerpen verurteilte jetzt drei Frauen, die sich der Terrorgruppe in Syrien angeschlossen hatten, zu drei Jahren Haft und zu einem Bußgeld von jeweils 6.000 €. Die Frauen, die sich während ihres Prozesses und während der Urteilsverkündung in einem syrischen Flüchtlings- und Gefangenenlager aufhielten, werden laut Urteil sofort festgenommen, wenn sie belgischen Boden betreten.

Zwei der Frauen gehören zu denen, die VRT-Kollege Rudy Vranckx vor Ort sprechen konnte. Sie nehmen ihre Strafe an, hieß es dabei, wenn sie nur zurückkehren dürften. Deren belgischer Anwalt rief jetzt den belgischen Staat dazu auf, alles daranzusetzen, damit sie wieder nach Belgien zurückkehren können.

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