Supermärkte in Belgien teurer als beim Nachbarn

Wer einen Einkaufswagen in einem Supermarkt in Belgien füllt, der zahlt dafür an der Kasse im Durchschnitt 13, 4 % mehr als in einem deutschen Supermarkt, 12,9 % mehr als in den Niederlanden und noch 9,1 % mehr als bei den Franzosen. Seit der letzten entsprechenden Analyse vor fünf Jahren haben sich diese Unterschiede weiter vergrößert. Das bedeutet demnach, dass die belgischen Supermärkte teurer geworden sind.

Das sogenannte Preisobservatorium des belgischen Wirtschaftsministeriums verglich die Preise von 65.000 identischen Produkten, in erster Linie gängige Markenprodukte, in Supermärkten jeweils in Belgien, in Deutschland, in den Niederlanden und in Deutschland. Die Eigenmarken der Märkte wurden dabei nicht berücksichtigt, da diese jede Warenhauskette in jedem der vier Länder sehr unterschiedliche Produkte im Sortiment führt.

Doch warum liegen die Preise für Markenartikel in Belgien zwischen 9 und 13 % höher, als bei unseren Nachbarn? Das liegt unter anderem an höheren Steuern, wie z.B. an den Akzisen. Das sind Verbrauchersteuern, die in diesem Bereich auf Spirituosen erhoben werden. Ein weiterer Grund ist die Tatsache, dass Belgien gegenüber seinen drei direkten Nachbarländern gegenüber eher ein kleines Land ist.

Deshalb können die Supermärkte bei den Herstellern keine so niedrigen Einkaufspreise erzielen, wie z.B. Deutschland, weil die abzusetzenden Mengen geringer sind. Zudem liegen die Betriebskosten bei den Supermärkten und ihren Ketten auch durch das noch immer zu hohe Loh- und Gehaltskostenniveau in Belgien. Hier hat die Taxschift (die Verschiebung der Steuern auf Arbeit zu einer höheren Besteuerung des Kapitals, mit der die Lohnnebenkosten gesenkt werden) der belgischen Bundesregierung noch immer nicht überall gegriffen.

Die Preise könnten sinken

Peter Van Herreweghe vom belgischen Wirtschaftsministerium ist der Ansicht, dass auch in Belgien die Preise in den Supermärkten sinken könnten. Das liegt zum einen an der Fusion der belgischen Warenhauskette Delhaize mit der niederländischen Ahold-Gruppe, der Holding über den Albert Heijn-Märkten. Hier könnten bessere Einkaufsbedingungen erzielt werden, da für zwei Länder gemeinsam mit den Herstellern Bedingungen ausgehandelt werden können und „für die Verbraucher bringt dies niedrigere Preise.“

Inzwischen reagieren die hiesigen Warenhausketten auch aggressiver auf die Preispolitik der Hersteller. Der belgische Discounter Colruyt, der billigste Anbieter am hiesigen Markt, hatte eine Zeit lang Artikel von PepsiCo ausgelistet.

Retail-Experte Gino Van Ossel sagte dazu gegenüber VRT NWS, dass es zu umfassenden Preissenkungen aber nicht unbedingt kommen wird, es sei denn, Delhaize-Ahold und Colruyt würden sich einen Preiskrieg liefern. Dass die Supermärkte in Belgien so teuer sind, liegt in den Augen von Van Ossel aber auch an den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Belgien: „Die Lohnkosten und die Energiepreise bleiben hoch, die Lastwagen bleiben in den Staus stecken… Das sitzt in unserer Wirtschaft fest und da müssen wir gemeinsam versuchen, einen Ausweg zu finden."

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