Verhofstadt goes local: Ein Sitz in Gent?

Sollte der Ex-Premier und heutige Europaabgeordnete Guy Verhofstadt von der liberalen Open VLD ein gutes Ergebnis bei den Kommunalwahlen erzielen, werde er dieses Mal auch das Mandat im Genter Stadtrat annehmen. Das sagt Verhofstadt (Archivfoto) in einem Interview mit der Zeitung De Zondag.

Schon von 1976 bis 1982 und von 2007 bis 2009 hatte der belgische liberale Politiker im Stadtrat gesessen. Im Januar war bekannt geworden, dass der heutige Europaparlamentarier bei den diesjährigen Kommunalwahlen die Liste der Open VLD in Gent anführen würde. Das hatte er 2012 auch schon getan, aber damals beschlossen, auf den Sitz in Gent zu verzichten.

Dieses Mal ist das anders: "Ich habe Lust darauf, ja. Unter der Voraussetzung, dass ich ein gutes Wahlergebnis hole und die Genter mich also wollen. Ich wohne und lebe in Gent und habe einiges über die Stadt zu erzählen", sagt er in De Zondag. Gleichzeitig betont Verhofstadt, dass er in erster Linie an der Wahl teilnehme, um seinen Schützling und Spitzenkandidaten Mathias De Clercq zu unterstützen.

"Er wäre der beste Bürgermeister für Gent. Mathias kombiniert  Erfahrung als Stadtbeirat und jugendlichen Enthusiasmus, eine seltene Kombination. Gent ist für ihn auch eine emotionale Angelegenheit, was schön ist."

Verhofstadt ist der Auffassung, dass die Koalition aus Sozialisten und Liberalen in Gent bestehen bleiben könne, aber die Stadt einen neuen Bürgermeister brauche. Ferner betont Verhofstadt, dass sich die Genter Liberalen alle Möglichkeiten offenhielten - auch eine Zusammenarbeit mit den flämischen Regionalisten N-VA. Letztere will, dass die Kommunalwahlen vor allem Migration und Identität zum Thema machen.

"Ich habe schon seit ewigen Zeiten ein Problem mit dem Wort Identität. Nationalisten missbrauchen das Wort, um Menschen kollektiv in eine Schublade zu stecken", so Verhofstadt. "Migration ist etwas anderes. Bei den Kommunalwahlen geht es auch um die Lebensqualität in einer Stadt. Migration ist ein Aspekt darunter. Doch Verkehr, Kultur und Wirtschaft sind genauso wichtig."

Zu den Skandalen in Gent und was dort alles schief läuft, will sich Verhofstadt nicht allzu detailliert äußern. "Das müssen Sie die zuständigen Personen fragen. Was ich sehe, ist, dass Dinge ans Licht kommen. Das ist gut in einer Demokratie. Ich sehe auch, dass Probleme angegangen werden und dass für mehr Transparenz gekämpft wird. Das ist das Wichtigste für mich."

Nächstes Jahr sind zudem Europawahlen. Auch hier will er sich noch einmal richtig ins Zeug legen, so Verhofstadt abschließend.

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