Fußball: RSC Anderlecht steht vor dem Verkauf

Der traditionsreiche belgische Rekordmeister RSC Anderlecht steht zum Verkauf. Dass die Familie Vanden Stock langsam ihre Mehrheit an dem Brüsseler Erstligaverein abgeben will, ist ein offenes Geheimnis. Doch jetzt kommt hier Fahrt auf, denn einige illustre Interessenten buhlen um den RSC. Das sind der usbekisch-russische Geschäftsmann Alisher Usmanow mit seinen Verbindungen zur englischen Premier League und die flämischen Geschäftsleute Wouter Vandenhaute und Paul Gheysens.

Die flämischen Tageszeitungen De Morgen und Het Laatste Nieuws meldeten in ihren Samstagsausgaben zum ersten Mal deutlich, dass der RSC zum Verkauf steht und wer die wohl auffälligsten Kandidaten für eine eventuelle Übernahme sein könnten. Dabei kristallisieren sich zwei Kandidaturen heraus.

Alisher Usmanow gehört bereits etwa ein Drittel des Londoner Fußballclubs FC Arsenal und ihm wird nachgesagt, auch die Finger bei Everton im Spiel zu haben. Das Vermögen des 64-jährigen Usbeken mit russischer Staatsbürgerschaft wird auf 20 Milliarden Euro geschätzt.

Viel interessanter für den RSC Anderlecht sind aber hier die Möglichkeiten, die eine Partnerschaft zu einem führenden Premier League-Club bieten würden. Doch Ehrenpräsident Roger Vanden Stock ist ein Verfechter von sauberen Fußballgeschäften und bei ihm sträubt sich offenbar etwas, wenn die Rede von einem Geschäftsmann ist, dem unzulässige Belange in zwei Clubs einer Liga nachgesagt werden…

Interessanter scheint da schon die Option Wouter Vandenhaute und Paul Gheysens zu sein. Ersterer ist ein in Flandern bekannter Medienmagnat, dem z.B. die Produktionsfirma Woestijnvis gehört, der aber mit seinen Unternehmen auch Eigner von Flandernrundfahrt-Ausrichter Flanders Classics ist. Vandenhaute ist aber auch ein bekennender Anderlecht-Fan. Der zweite Geschäftsmann ist Paul Gheysens, CEO des Baukonzerns Ghelamco. Nach diesem Unternehmen ist zum Beispiel das neue Stadion von AA Gent benannt, die Ghelamco Arena und Gheysens gehört zu den Initiatoren des geplanten aber umstrittenen neuen Nationalstadions am Brüsseler Stadtrand - ein Projekt, aus dem sich Anderlecht als Partner unlängst zurückgezogen hatte.

Beide Bieter, sowohl Usmanov, als auch das Duo Vandenhaute-Gheysens, sind bereit dazu, für drei Viertel der Anderlecht/Vanden Stock-Anteile 75 Mio. € zu zahlen. Der Wert des Vereins wird auf rund 100 Mio. € geschätzt.

Die Verhandlungen zum Verkauf des RSC Anderlecht sind nach Medienberichten am Samstag bereits weit fortgeschritten und könnte womöglich darauf hinauslaufen, dass beide Kandidaten das Geschäft gemeinsam machen. Dieser Verkauf läutet das Ende einer fußballerischen Epoche in Belgien ein.

Der Royal Sporting Club Anderlecht ist seit fast fünf Jahrzehnte in Händen der Familie Vanden Stock. Ehrenpräsident Roger Vanden Stock soll laut De Morgen und Het Laatste Nieuws auch nach einem Verkauf zumindest vorläufig im Amt bleiben, was auch für den Vorstand und das Management der Fall sein wird. Die Familie Vanden Stock soll auch mindestens ein Viertel der Anteile ihres Vereins behalten.

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