Die Zukunftspläne von Bahnchefin Dutordoir

Bahnchefin Sophie Dutordoir (Foto) hat rund ein halbes Jahr nach ihrem Antreten dem Mobilitätsausschuss der Ersten Kammer im belgischen Bundesparlament ihr Vorhaben für die Zukunft vorgelegt. Dabei zeigte sie sich allerdings schockiert von der altbackenen Unternehmensstruktur bei der halbstaatlichen belgischen Bahngesellschaft NMBS/SNCB. Hier will sie einiges auf Vordermann bringen.

„Zuckerbrot und Peitsche“, so kann man den Vortrag von Bahnchefin Sophie Dutordoir vor dem parlamentarischen Mobilitätsausschuss zum Zustand und zur Zukunft der belgischen Eisenbahngesellschaft NMBS/SNCB wohl zusammenfassen. Sie wartete sowohl mit harscher Kritik auf, als auch mit Wohlwollen und dem festen Willen, die Bahn wieder „ans Rollen zu kriegen“.

Doch mit Kritik an der veralteten Unternehmensstruktur bei der Bahn sparte sie nicht. Sie nannte den Zustand „eine beinahe militärische Einbahn-Hierarchie“ und eine „Kultur, die von zerstückelter und undeutlicher Verantwortung gekennzeichnet sei.“ Um dies zu illustrieren, nannte sie die interne Kommunikation mit den Mitarbeitern: „Von den 19.000 Mitarbeitern haben nur 8.000 eine eigene Emailadresse. Ich bin es aber gewohnt, persönlich Kontakt mit jedem, der für mich arbeitet, aufzunehmen.“

Die Bahnchefin, die in einem früheren Leben sowohl CEO des Telekommultis Proximus, als auch Betreiberin eines Feinkostladens war, will, dass sich die Bahn in Zukunft auf ihren Kernauftrag konzentriert. Für „Parkplätze in Jamaika oder Bienenkörbe“ sei da kein Platz und eben so wenig für „überdimensionierte Bahnhöfe“. Sie optiere da eher für funktional eingerichtete Bahnhöfe im Dienste der Fahrgäste und einem Wildwuchs an Filialen erteilte sie eine Absage.

Kommunikations-Hintergrund

Als ehemalige Leiterin eines Telekom-Unternehmens ist Kommunikation für Bahnchefin Dutordoir natürlich kein Problem. Daher mag es kaum verwundern, dass gerade sie in Sachen Kommunikation intern und mit den Fahrgästen und Kunden einiges ändern und modernisieren will. „Ich bin ein Taliban der Kommunikation.“, sagte sie gegenüber den Ausschussmitgliedern ironisch und unterstrich damit, dass sich einiges deutlich verbessern müsse.

Sie will z.B., dass die Fahrgäste besser informiert werden und zwar in jeder Hinsicht. Die Apps und Fahrplanwebseiten sollen einfacher gestaltet werden und in den Zügen sollen Bildschirme für diese Informationen sorgen, in dem sie z.B. anzeigen, wo sich der jeweilige Zug gerade auf der Strecke befindet, ob es eine Verspätung gibt und wie es um die Anschlüsse steht. Und schadhafte Züge sollen so schnell repariert werden, „wie in der Formel 1“.

Nicolas Maeterlinck

"Die Zeit ist nicht reif"

Von der Idee ihres Vorgängers auf dem Posten des NMBS-CEO, Jo Cornu, in absehbarer Zeit auf die Zugschaffner zu verzichten, rückt die Bahnchefin ab. Dutordoir ist der Ansicht, dass die Schaffner einen tollen Job machen und solange, wie eine vernünftige Fahrscheinkontrolle ohne Personal nicht möglich sei, sollen die Züge personell besetzt bleiben. „Heute ist die Zeit für ein ‚one man car‘ noch nicht reif“, so Dutordoir.

Wichtiger sei zunächst eine deutliche Kommunikation mit den Reisenden und den Pendlern. Weiter plädierte sie für Einheitstarife mit den anderen Verkehrsanbietern in Belgien und für eine bessere Verwaltung der Budgets für Bahn und Mobilität in Bund und Ländern. Diese regionalen Budgets sollen nach Ansicht Dutordoirs dazu verwendet werden, mehr Menschen dazu zu bringen, auf Busse und Bahnen umzusteigen.

Summa sumarum plädiert CEO Sophie Dutordoir für eine Rückbesinnung auf den Kernauftrag, den eine Eisenbahn in einem Land hat, nämlich den, Personen und Güter zur Zufriedenheit aller zu befördern: „Ich will ein modernes und performantes Unternehmen, dass dem Kunden die Lust bereitet, den Zug zu nehmen und in dem die Beschäftigten Lust darauf haben, zu arbeiten.“

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