Von Priestern und Bier: Wasseralarm in Rochefort

In Rochefort (Provinz Namür) müssen sich die Mönche weiter Sorgen um die Qualität ihres traditionsreichen und überregional bekannten Trappistenbiers machen. Hintergrund ist eine Genehmigung für die Lhoist-Gruppe, in der Nähe der Wasserquelle der Mönche Probebohrungen zum Ausbau der Kalksteinförderung zu dürfen. Damit wird dem Unternehmen erlaubt, das Wasser der Tridaine-Quelle zu Abbauzwecken zu nutzen. Die Mönche haben dagegen geklagt, doch die wallonische Landesregierung gab Lhoist grünes Licht, noch bevor das für November erwartete Urteil gesprochen wird.

Die Mönche der Abtei und auch die Anwohner fürchten um die Qualität des Trink- bzw. des Brauwassers. Die sogenannte Tridaine-Quelle liefert seit Jahrhunderten feinstes und sauberes Wasser. Ausgerechnet dort soll Lhoist womöglich Kalkstein abbauen dürfen. Das wollen weder die Anwohner, noch die Trappistenmönche aus der Abtei zulassen. Sie haben Mitte des Jahres beschlossen, beim Umweltminister der Wallonischen Region, Carlo Di Antonio (CDH), Einspruch gegen die Genehmigung einzulegen.

Man wolle alle juristischen und politischen Mittel nutzen, um die Aktivitäten der Lhoist-Gruppe hier zu verhindern, kündigte der Sprecher der Rochefort-Abtei, Christophe de Doncker, damals gegenüber den Medien an. Inzwischen läuft auch eine Klage vor Gericht. Das Urteil wird für November erwartet. Doch Minister Di Antonio erteilte jetzt der Lhoist-Gruppe die Genehmigung, Probebohrungen durchzuführen - noch vor dem entsprechenden Urteilsspruch.

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Die Abtei ist hier bereits seit 1230 zuhause. Jahrhundertelang lebten der Kalksteinabbau und die Bierbrauer in der Gegend um Rochefort bei Dinant in „Kohabitation“ nebeneinander, doch jetzt droht dies durch die Genehmigung für Lhoist, in der Nähe der Tridane-Quelle Probebohrungen durchzuführen, weiter in Schieflage zu geraten. Die Mönche aus der Trappistenabtei Notre Dame de Saint-Rémy gewinnen ihr Brauwasser bereits seit 1797 aus dieser Quelle in der Bergwand und auch rund 3.000 Anwohner aus der Stadt werden von hier aus mit sauberem und fast kalkfreiem Wasser versorgt.

Lhoist wiederum argumentiert mit der Notwendigkeit, auch hier Kalkstein abbauen zu müssen, um ihrer 480 Mann starken Belegschaft die Arbeitsplätze garantieren zu können. Man wolle sich aber gerne mit der Gemeindeverwaltung und mit den Trappisten an einen Tisch setzen, um Gespräche zu führen.

Über Geschmack lässt sich streiten…

Eines der Argumente der Bier brauenden Mönche ist eine eventuelle Veränderung des Geschmacks ihrer diversen Biere. Sie befürchten, dass die Liebhaber von Rochefort-Bieren selbst vor einer nur leichten Geschmacksveränderung zurückschrecken. Bierliebhaber können sehr emotional auf solche Veränderungen reagieren.

Der Löwener Uniprofessor Gert De Rouck (KU Leuven), Brauingenieur und Vorsitzender der Wissenschaftsbrauerei der Partneruniversität Gent (UGent), gibt dazu an, jeder Biergeschmack verändere sich von Zeit zu Zeit. Das liege nicht nur am Wasser, sondern auch an den natürlichen Bestandteilen und auch am Wetter.

Die Stadt Rochefort macht sich selbst keine großen Sorgen zu dem Thema. Sie bekommt pro Jahr rund 400.000 Kubikmeter Wasser kostenlos von der Trappistenabtei Notre Dame de Saint-Rémy aus der Tridaine-Quelle. Stadt und Abtei teilen sich zudem die Kosten für das Hochpumpen dieses Wassers. Die Stadtverwaltung von Rochefort zeigt sich mit der Auflage der wallonischen Landesregierung zufrieden, nach der Lhoist die Wasserqualität zwingend im Auge behalten muss und von einem unabhängigen und externen Labor regelmäßig prüfen lassen muss.

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