Von Priestern und Bier: Brauen für die Kirche

Das Brüssel nicht erst seit gestern als Bierparadies schlechthin gilt, mag hinlänglich bekannt sein. Nicht zuletzt zeugen davon auch die vielen kleinen unabhängigen Craft Bier-Brauereien in der belgischen Hauptstadt. Jüngst kam ein neues Bier hinzu, ein Abteibier. Die Initiatoren dazu sind allerdings keine Brauer sondern Priester. Die vier Priester der Sint-Katelijnenkerk (Foto) im Herzen der Stadt lassen das Ste Kat‘ brauen, um damit für ihr Gotteshaus zu werben und um Einnahmen zu generieren.

Die Sint-Katelijnenkerk in Brüssel entstand auf den Fundamenten einer mittelalterlichen Kirche und wurde zwischen 1854 und 1874 von Joseph Poelart gebaut, dem Architekten des berühmt-berüchtigten Brüsseler Justizpalastes. Sie hat als Besonderheit ein kleines Pissoir an der linken Seite des Gebäudes, von dem reger Gebrauch gemacht wird… Lange war es ruhig um diese Kirche am Rande des alten Hafens und viele Jahre lang war sie geschlossen und ihr monumentaler Eingang wurde von Obdachlosen als Schlafplatz genutzt. Anfang der 2010er Jahre wurde daran gedacht, die Sint-Katelijnenkerk zu entweihen und einer weltlichen Nutzung zuzuführen. Von einem Frischmarkt war hier die Rede oder von einem Ort für Start Ups, also junge und frische Unternehmen.

Doch 2014 wurde diese Kirche wieder eröffnet. Auf Geheiß von Erzbischof André Leonard übernahmen vier Priester der Bruderschaft der Heiligen Apostel die Sint-Katelijnenkerk und langsam regte sich wieder etwas in diesem lange verlassenen Gotteshaus. Heute finden dort wieder täglich zwei Messen statt, erzählte Jérémy Schaub, einer der Priester. Manchmal kommen nur 20 Gläubige in die Kirche, manchmal aber auch über 100. „Mit Gottes Hilfe“, so der Geistliche, ein recht junger aber überzeugter Priester, sei der Kirche eine weltliche Nutzung erspart geblieben.

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Inzwischen wurde in den Medien bekannt, dass die Priester der Sint-Katelijnenkerk ein eigenes lokales Brüsseler Bier auf den Markt gebracht haben. Mit ihren Ste Kat‘ wollen sie zum einen Werbung für Gotteshaus machen und auch nichtgläubige Menschen aus dem Viertel auf sich aufmerksam machen und sie wollen mittelfristig auch versuchen, mit den Einnahmen aus ihrer Bierproduktion Unterhaltskosten für die Kirche zu generieren. Ihr Abteibier entwickelten die Geistlichen mit den Braumeistern des Brussels Beer Projekt unweit ihrer Kirche im Dansart-Viertel. Und die Priester, die stets in einer traditionellen Soutane gekleidet sind, bringen ihr Ste Kat‘ selbst in die Restaurants und Kneipen ihres Viertels.

Am Tag, an dem diese Zeilen geschrieben wurden, war das Ste Kat‘ mal wieder restlos ausverkauft. Es hat also Erfolg. Ob dies denn auch für einen Zulauf in der Kirche gesorgt habe, wollte der Autor dieses Beitrags wissen? „Vielleicht. Einige Leute kommen schon hierher und wollen mehr wissen, wie Sie zum Beispiel. Wir müssen mit unserem Bier nur noch etwas professioneller werden. Bald eröffnen wir außerhalb der Kirchenmauer auf dem Vorplatz einen kleinen Shop, in dem das Bier erhältlich sein wird. Dann werden wir sehen…“, so der junge Priester.

Das Ste Kat‘ ist ein goldblondes Abteibier mit 7 Grad stärke. Es ist etwas trockener als ein reguläres Abteibier und entstand mit Hilfe von amerikanischen Hopfensorten. Beim Brussels Beer Project freut man sich über den ersten Erfolg des Bieres. In einer ersten Auflage wurden 50.000 Fläschchen abgesetzt. Eine neue Lieferung steht kurz bevor. Beim Brussels Beer Project wird es zu kaufen sein und die Restaurants rund um den Sint-Katelijnenplatz und an den ehemaligen Hafenkais bieten es auch an. Vielleicht wird daraus eine feste Größe in der Brüsseler Bierszene und vielleicht trägt es auf Dauer ja auch zu Einnahmen für den Kirchenunterhalt bei. Kirche und Bier. In Belgien gehört dies ganz einfach zusammen…

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