Flanderns MP Bourgeois besucht Südafrika

Geert Bourgeois (N-VA - Foto), der Ministerpräsident des belgischen Bundeslandes Flandern, befindet sich derzeit zu einem mehrtägigen Arbeitsbesuch in Südafrika. Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Entwicklungszusammenarbeit, denn dieser Bereich liegt auch in der Zuständigkeit von MP Bourgeois. Seit den 1990er Jahren sind Südafrika und Flandern in dieser Hinsicht Partner.

Seit einigen Jahren beträgt die Summe, die Flandern jährlich für Entwicklungshilfe an Südafrika überweist, 5 Mio. €. Das ist also wesentlich weniger, als der belgische Staat für seine ehemaligen Kolonien Kongo (75 Mio. €) und Ruanda (rund 50 Mio. €) pro Jahr ausgibt. Doch Südafrika ist ein Land, dass sich seit dem Ende der Apartheit noch finden muss, wie VRT-Afrikakorrespondent Peter Verlinden dazu bemerkt. Da zählt jede Hilfe, auch die aus dem kleinen Flandern.

Die Partnerschaft zwischen Flandern und Südafrika besteht schon lange und hat eine wechselhafte Geschichte hinter sich. Die Nähe zwischen dieser belgischen Region und diesen großen Land im Süden Afrikas hat auch etwas mit der Sprache zu tun, denn Afrikaans ist eine Sprache, die aus dem Niederländischen kommt und die Mutter- und Amtssprache in Flandern ist ebenfalls Niederländisch. Doch zu Zeiten des Apartheitsregimes pflegten vor allem eher rechte und flämisch-nationale Kreise ein gutes Verhältnis zur weißen südafrikanischen Minderheitsregierung.

Doch auch Belgien bemerkte spätestens ab Mitte der 1980er Jahre, dass die Zeit der Apartheit in Südafrika vor ihren Verfallsdatum stand, doch nach dem Ende dieser Regierung und spätestens seit der Freilassung von Nelson Mandela und den ersten freien und demokratischen Wahlen 1994 entstand im Verhältnis mit Flandern eine neue Dynamik. Nur wenige Wochen nach diesen Wahlen wurde eine Absichtserklärung zur Entwicklungszusammenarbeit zwischen beiden Partnern unterzeichnet und seit dem laufen Projekte in allen Bereichen, z.B. Bildung, Kultur, Wissenschaft, Technologie und sogar im Sport.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass bestimmte Bereiche in dem Maße gefördert wurden und werden, in dem Flandern im Zuge der Regionalisierung Befugnisse vom belgischen Staat übernimmt. Flandern hat außer mit Flandern auch noch Entwicklungshilfeabkommen mit Malawi und mit Mosambik. Hier treffen übrigens flämische Aktivitäten auch auf belgische Projekte, denn der belgische Staat ist in diesem Land auch tätig.

Neues Fünfjahresprogramm

Vor einigen Monaten unterzeichneten Flandern und Südafrika ein neues Entwicklungshilfeprogramm für den Zeitraum 2017 bis 2021. Damit verbunden sind Finanzhilfen von 25 Mio. €, also 5 Mio. € pro Jahr. Hierbei wurden neue Schwerpunkte definiert: Die Auswirkungen des Klimawandels, umweltfreundliche Wirtschaft und soziales Unternehmertum. Dies beinhaltet auch den Kampf gegen Armut, Arbeitslosigkeit und soziale Ungleichheit – eines der größten Probleme in Südafrika und ein Umstand, den die dortige Regierung nicht in den Griff zu bekommen mag.

Ministerpräsident Bourgeois begab sich jetzt nach Johannesburg und Kapstadt, um auch den politischen Ambitionen Flanderns in Südafrika einen Anschub zu geben. Südafrika ist übrigens eines der Länder mit den größten belgischen Gemeinschaften. Zahlen und Statistiken mögen hierzu nicht vorliegen, doch die allermeisten von ihnen müssten dem Sprachgefüge nach logischerweise Flamen sein. Bevorzugt leben die Belgier/Flamen am Kap, denn dort herrscht ein schönes Klima, die Lebensqualität liegt hoch und die Atmosphäre ist hier recht europäisch…

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