Deutsche Einwanderungsbehörde arbeitet mit flämischem Lügendetektor

Die deutsche Einwanderungsbehörde setzt eine flämische Software ein, die dabei hilft, auf Grundlage der Schreibweise und Aussprache eines Namens, die Identität eines Asylbewerbers zu erfassen. Es handelt sich um eine Art Lügendetektor, der offenbar sogar in der Lage ist, den Stamm zurückzuverfolgen, aus dem der Bewerber stammt. Das schreibt die Zeitung Het Laatste Nieuws an diesem Donnerstag. (Archivfoto)

Ein Startup aus Ostende hat die Software entwickelt. Das System kann automatisch herausfinden, wo jemand tatsächlich herkommt. Eingegeben wird der vollsändige Name eines Asylbewerbers und der Computer schlägt Alarm, wenn er Betrug vermutet.

Der Geschäftsführer des Unternehmens aus Ostende, Wim Van den Broeck, erklärt in HLN: "So besteht in Somalia der Doppelname einer Frau aus der ihrer Mutter und Großmutter." Das führe zu Chaos und Zweifach-Einträgen in den heutigen Datenbasen - manchmal stünden dort bis zu 9 verschiedene Schreibweisen für einen Namen. "Bei arabischen Namen kommt außer der Schreibweise, die unterschiedlich sein kann, manchmal auch noch eine unterschiedliche Aussprache hinzu. So wird Mohammed in verschiedenen Regionen anders ausgesprochen."

Gibt ein Asylbewerber seinen Namen in das System ein, könne die Software präzise herausfinden, aus welcher Region und manchmal sogar, von welchem Stamm eine Person komme. Bislang sei es oft nicht einmal möglich gewesen herauszufinden, ob eine Person aus Marokko oder Algerien stamme.

Suche nach Neffen und Nichten

Das System funktioniert auch wie ein Lügendetektor und alarmiert die Behörden im Falle einer Betrugsvermutung. Dann kann die Einwandererbehörde weitere Fragen, zum Beispiel zur Religion, stellen.

Da das System zudem Verbindungen zu Familienangehörigen legt, ist es auch für die Familienzusammenführung einsetzbar und kann überprüfen, wieviele Neffen und Nichten eine Person tatsächlich hat.

Nach einem halben Jahr der Testphase mit einem Datensatz von 200.000 Namen setzen die deutschen Behörden in diesem Monat das System in 97 Erstanlaufstellen für Asylbewerber ein.

Belgien verzichtet auf Software

Doch Belgien will diese Software nicht haben, heißt es im Kabinett des Staatssekretärs für Asyl und Migration, Theo Francken. In Belgien läge die Situation anders. Außerdem sei das Herausfinden der tatsächlichen Identität eines Asylbewerbers Sache ausgebildeter Experten.

Ferner ist die Software wohl nicht ganz billig. Wie viel Deutschland dem Startup dafür zahlt, ist nicht bekannt, aber die Einrichtung der Software ist sowieso mit einigen Millionen verbunden.

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