"Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer"

Der Himmelfahrtstag am Donnerstag ist auch der Tag der christlichen Arbeiterbewegung, auch Rerum Novarum genannt. Im Vorfeld dessen hält der Vorsitzende der christlichen Gewerkschaft ACV traditionell eine Art Grundsatzrede. Dieses Jahr warnte ACV-Vorstand Marc Leemans (Foto) vor der wachsenden Ungleichheit in unserer Gesellschaft.

„Die Kluft zwischen Arm und Reich wird nur noch größer“, begann Marc Leemans am Dienstagabend seine Rede vor den Mitgliedern der ACV in Heusden-Zolder in der flämischen Provinz Limburg. „Die Reichen werden immer reicher und müssen rein gar nichts dafür tun. Ihr Vermögen wächst einfach nur weiter.“ Und doch, so Leemans, halte die Regierung die Reichen schadlos und suche das Geld alleine bei den einfachen Menschen.

„Ich werde mich weiter dagegen wehren, dass die Elite das Loch weiter von den normalen Bürgern füllen lässt. Leute mit einer kleinen Brieftasche haben kurze Beine. Die können nicht weglaufen“, sagte der christliche Gewerkschaftler. Und hier seien vor allem jene die Dummen, die von Zuwendungen, wie Sozialhilfe oder Arbeitslosengeld leben müssten.

Niedrigste Einkommen unter der Armutsgrenze

Leemans rief die Regierung dazu auf, bei nächster Gelegenheit Nägel mit Köpfen zu machen: „In Kürze findet eine Ministerratssitzung zum Thema Sozialpolitik statt. Macht doch bitte direkt einen Sozialministerrat daraus und bringt alle niedrigen Sozialleistungen und Mindestrenten zumindest auf gleiche Höhe mit der Armutsgrenze, weil manch einer liegt da noch weit drunter.“

Die christliche Arbeiterbewegung in Flandern fordert von der belgischen Bundesregierung, sich für bessere und besser bezahlte Jobs einzusetzen. Nach Ansicht der ACV sollten Arbeitgeber, die ihr Personal in unsicheren und zeitlich begrenzten Arbeitsverhältnissen hängen lassen, höhere Sozialbeiträge und Lohnnebenkosten zahlen. Nicht zuletzt forderte ACV-Vorstand Marc Leemans vor seinen Militanten auch endlich eine gerechtere Steuerpolitik.

Rerum Novarum

Der Festtag Rerum Novarum, den die Christlichen Arbeiterbewegungen am Christi Himmelfahrtstag begehen, erinnert an die soziale Enzyklika, die Papst Leo XIII. vor 120 Jahren an die Öffentlichkeit brachte. Papst Leo XIII. gilt als der „Arbeiterpapst“ und wird als eine Art Schutzheiliger der Beschäftigten angesehen.

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