Langsamer fahren bedeutet oft schneller ankommen

Laut einer Studie des Belgischen Instituts für Verkehrssicherheit (BIVV) können Staus auf Schnellstraßen und Autobahnen vermieden werden, wenn die Autos langsamer fahren würden. Das BIVV empfiehlt denn auch, an bestimmten neuralgischen Abschnitten im belgischen Straßenverkehrsnetz variable Richtgeschwindigkeiten einzuführen.

Eine Studie des Belgischen Instituts für Verkehrssicherheit hat ergeben, dass der Verkehr bei starkem Aufkommen z.B. während des Stoßzeiten, flüssiger laufen würde, wenn die zulässige Richtgeschwindigkeit zeitweise von 120 oder 90 km/h auf 70 km/h gesenkt würde.

Derzeit liegt die Durchschnittsgeschwindigkeit im Berufsverkehr morgens und abends bei 44 km/h. Bei einer herabgesetzten Geschwindigkeit auf 70 km/h könnte sich dieser Durchschnitt auf bis zu 57 km/h steigern. Zudem, so das BIVV, würden bei geringerem Tempo auch weniger Staus entstehen. Der Vorteil: Weniger Unfälle und weniger Schadstoffe in der Luft.

Belgiens Verkehrsminister François Bellot (MR - kl. Foto) ist grundsätzlich mit den Empfehlungen aus der BIVV-Studie einverstanden, glaubt jedoch, dass eine variable Regelung der Richtgeschwindigkeiten auch dazu führen könnte, abschnittsweise auch schneller zu fahren, z.B. 130 km/h auf Autobahnen, statt der eigentlich zugelassenen 120 km/h.

Das bedeutet aber nicht, dass sich Bellot für eine generelle Anhebung des zulässigen Tempolimits auf Autobahnen in Belgien ausspricht. Er will sich dabei eher an bestimmten Voraussetzungen orientieren, z.B. ob an einem dafür vorgesehenen Autobahnabschnitt viele Unfälle passieren oder ob der Abschnitt „sicher“ ist. Über Tempo 130 km/h auf den belgischen Autobahnen will Bellot nicht interessieren.

„Noch mehr Tote für einige Minuten Zeitgewinn…

… ist nicht hinnehmbar!“ Flanderns Landesmobilitätsminister Ben Weyts (N-VA - kl. Foto) lässt an der Idee seines föderalen Amtskollegen Bellot, die Richtgeschwindigkeit auf Autobahnen fallweise auf 130 km/h erhöhen zu wollen, kein gutes Haar, auch wenn dieser diese Idee an strikte Bedingungen knöpfen will.

„Wir kämpfen bei uns in Flandern schon jetzt mit einer Schande von 400 Verkehrstoten in einem Jahr Zeit. Noch mehr Tote zählen, nur um ein paar Minuten Zeit zu gewinnen, ist für mich nicht hinnehmbar.“, so Weyts streitbar. Es sei für ihn ein Rätsel, warum Bellot nach einer BIVV-Studie zu einem völlig anderen Thema solche Schlüsse ziehen könne, so Weyts.

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