Sozialbetrug ist in Belgien weit verbreitet

Aus einer Umfrage von iVox im Auftrag des frankophonen belgischen Privatsenders RTL-TVi geht hervor, dass 64 % aller Belgier in ihrem Leben mindestens einmal der Versuchung erlegen sind, so etwas wie Sozialbetrug zu begehen. iVox befragte 1.000 Bürger in Belgien zu diesem Thema. In der flämischen Provinz Limburg wurde jetzt ein breitgefächerter Betrug mit Krankenscheinen bekannt, von dem möglicherweise mehrere Tausend Personen profitieren konnten.

32 % aller zum Thema Sozialbetrug befragten Bürger gaben zu, dass sie ihr Putzpersonal schwarzarbeiten lassen. 24 % der Befragten erklärten, sich bei der Arbeit schon einmal krank gemeldet zu haben, ohne wirklich erkrankt zu sein. Weitere 20 % gaben an, akzeptiert zu haben, dass ihr Arbeitgeber Überstunden zum Teil schwarz ausbezahlt. Gleichzeitig gaben 62 % der Befragten an, es störe sie nicht, wenn Personen aus dem eigenen Familien- oder Bekanntenkreis schwarz arbeiteten oder krank feiern würden.

Alleine im vergangenen Jahr wurden rund 300 offiziell anerkannte Langzeitkranke beim Schwarzarbeiten erwischt. Dies ist ein gleich doppelter Sozialbetrug. Zum einen werden falsche Leistungen der Krankenkassen bezogen und zum anderen Einkommen aus Arbeit nicht versteuert.

Das Phänomen ist offenbar im flämischen Landesteil Belgiens stärker verbreitet als in der Wallonie bzw. im frankophonen Raum und Brüssel. Dies belegt ein umfangreicher Betrug mit Krankenscheinen in der Provinz Limburg, der als der bisher größte Fall von Sozial- und Krankenkassenbetrug gilt, in dem die dortige Justiz jemals ermitteln musste.

Extremes Fallbeispiel in Limburg

In einer ersten Phase konnten die Ermittler rund 350 Dossiers zu rechtswidrig ausbezahlten Leistungen eröffnen, doch womöglich konnten 1.000 bis 2.000 Personen von Leistungen profitieren, auf die sie kein Anrecht hatten. Durch ein ausgeklügeltes Betrugssystem entstand den Krankenkassen und dem Staatshaushalt ein Loch von rund 4,2 Mio. € pro Jahr.

In einer Erklärung der Bundesstaatsanwaltschaft in Brüssel, die sich in die Ermittlungen eingeschaltet hat, kann es sich im schlimmsten Fall um eine unterschlagene Summe von bis zu 18 Mio. € in dem Fall handeln.

Statistisch gesehen steht die flämische Provinz Limburg belgienweit an der Spitze in Sachen Krankheitstage und Arbeitsausfall durch Krankheit. Dieser Betrugsvorgang könnte als Indiz in der Erklärung für diese Entwicklung dienen. Die Justiz in der Provinz ermittelt seit rund drei Jahren in diese Richtung.

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