"Zukunftspläne der Armee sind nicht haltbar"

Die belgische Bundesregierung will Milliarden in die Verteidigung investieren. Unter anderem ist der Ankauf von neuen Fregatten, Kampfbombern und Panzerfahrzeugen geplant. Doch die Armeegewerkschaft befürchtet, dass ein Personalengpass die Umsetzung dieser Vorhaben behindern werde. Es seien schlicht und einfach nicht ausreichend Soldaten vorhanden, die diese neuen Geräte bedienen können, so der Soldatenverband ACMP gegenüber der VRT-Nachrichtenredaktion.

Die Zukunftspläne von Verteidigungsminister Steven Vandeput (N-VA) für das Militär sind nicht realisierbar. Dies glaubt zumindest die Armeegewerkschaft ACMP. Sie kritisiert, dass die Regierung Milliarden in die Modernisierung ihrer Rüstung investieren will, nicht aber in das Personal. Durch die Rentenreform bei der Truppe werde es in naher Zukunft nicht mehr ausreichend Soldaten geben, um das neu anzuschaffende Material zu bedienen.

An der Anschaffung neuer Fregatten (gemeinsam mit der niederländischen Marine), neuer Kampfbomber und neuer Panzerfahrzeuge kleibt ein Preisschild von rund 9 Mia. €. Schon diese Summe hält die Soldatengewerkschaft für unrealistisch und geht davon aus, dass diese letztendlich um einiges höher liegen wird.

Gegenüber der VRT-Nachrichtenredaktion deutete ACMP-Sprecher Roger Housen an, dass die Renten- und Personalreform bei der belgischen Armee für einen Engpass sorgen werde, der besorgniserregend sei: Zu wenig junge Soldaten würden rekrutiert und gerade junge und technisch gut ausgebildete Soldaten seien vonnöten, um das neue Material, dass auf dem allerneuesten Stand der Technologie stehe, überhaupt bedienen zu können.

Die Truppe habe einen zu hohen Altersdurchschnitt und die älteren Soldaten würden den Ansprüchen einer neuen und hochmodernen Armee nicht entsprechen können. „Die Folge davon ist, dass die Einsatzfähigkeit der Einheiten sehenden Auges abnehmen wird.“, so ACMP-Sprecher Housen. Das Problem sei zudem ein langfristiges Unterfangen, denn die Lohnmasse bei der Truppe werde durch die Rentenreform deutlich ansteigen: „Die Soldaten müssen zwischen 7 und 16 Jahre länger arbeiten, was die Gehaltsausgaben ansteigen lässt. Deshalb können nur wenige junge Rekruten nachrücken.“

Zwischen 2019 und 2030 werde die Gehaltsmasse bei der Armee um 3 Mia. € ansteigen. Irgendwo müsse das Geld ja herkommen. Also müsse weiter gespart werden, z.B. durch Personaleinsparung oder in der Ausbildung. Und gerade in diesem Bereich liegt ein weiteres Problem vor. Die vielen Soldaten, die derzeit für Wachaufgaben im Zuge der erhöhten Terrorwarnstufe in den Straßen des Landes zu sehen sind, haben einen enormen Ausbildungsrückstand, weil sie kaum Zeit haben, an Aus- und Weiterbildungen oder an Manövern teilzunehmen, so Housen.

Die Soldatengewerkschaft ACMP fordert von Verteidigungsminister Vandeput, seinen Prinzipbeschluss zur Rentenreform bei der Armee noch einmal zu überdenken und dass er dafür sorgt, dass Soldaten genauso behandelt würden, wie alle anderen Arbeitnehmer in unserem Land, „damit wir auch in Zukunft physisch und psychisch geeignete Soldaten in unseren Rängen haben.“

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