Buchmesse: "Neugierig auf Flanderns Literatur"

Am Sonntagabend fand die diesjährige Frankfurter Buchmesse mit einem letzten Publikumstag ihren Abschluss. Auch bei den Besuchern ist der gemeinsame Gastlandauftritt Flanderns und der Niederlande nicht unbemerkt geblieben. Die Kuratoren um Intendant Bart Moeyaert hatten sich zweieinhalb Jahre lang darum bemüht, diese Chance zu nutzen und sorgten für einen besonders auffallenden Auftritt.

Es ist wohl schon einige Jahre her, dass ein Gastlandauftritt bei einer Frankfurter Buchmesse so deutlich ins Auge fiel, wie der flämisch-niederländische in diesem Jahr. Dies bemerkten auch die Medien, die ausführlich darüber berichteten. Die vor allem deutschen Besucher in Frankfurt wurden damit auf eine literarische und sprachliche Region aufmerksam, die räumlich so nah liegt, kulturell jedoch kaum bekannt zu sein schien.

Buchmessebesucher kamen denn auch gezielt zum Gastlandpavillon im Forum F.1 der Frankfurter Messehallen und auch alle anderen Anlaufstellen der flämischen und niederländischen Initiativen fanden Anklang. Helga und Manfred aus Wiesbaden zum Beispiel kommen jedes Jahr zur Buchmesse, doch gerade dieses Jahr hatte sie die Berichterstattung schon im Vorfeld der Messe neugierig auf die Gastregion gemacht.

Gekauft hatten die beiden am Sonntag „Wir & Ich“ von der flämischen Schriftstellerin Saskia De Coster und ein Jugendbuch von Gastland-Intendant Bart Moeyaert. Sie hatten sich auch mit Informationen zum touristischen Flandern eingedeckt und meinten, „man müsse bald auch mal nach Brügge fahren.“

Erhardt, ein Rentner aus dem Ruhrgebiet, war nur zufällig an den Ständen der flämischen und niederländischen Verlage vorbeigekommen, ließ sich dort aber einen Besuch im Gastlandpavillon empfehlen. Von der flämisch-niederländischen Vorstellung habe er nichts gewusst. Doch schon das mehrmals riesig groß im Messebereich angebrachte Gastlandmotto „Dies ist was wir teilen“ habe ihn neugierig gemacht. Flämische Autoren kenne er nicht, so Erhardt, wohl aber „holländische“, wie Cees Noteboom, Leon De Winter oder Maarten t’Hardt. Er lasse sich auf der Buchmesse gerne bei Lesungen von den Menschen, die sich hinter ihren Büchern verbergen würden inspirieren.

Eine Gruppe flämischer Buchhändler und deren Mitarbeiter hatten allerdings in Frankfurt ganz andere Ziele. Sie wollten sich von der weltweit größten Buchmesse zu neuen Aspekten „inspirieren lassen“.

Die Gruppe war in erster Linie auf der Suche nach Büchern aus dem Bereichen Kunst und Kultur, Kulinarisches und nachhaltige Esskultur sowie Sport und Technik. Diese Buchhändler, die wohl allesamt zum ersten Mal auf einer Buchmesse im nicht niederländisch-sprachigen Ausland waren, wurden durch die Berichterstattung zuhause in Flandern auf die Sache aufmerksam.

Joe, ein trendig aussehender Jugendlicher aus Frankfurt selbst, war mit einigen Freunden auf der Suche nach Neuentdeckungen in den Bereichen Comics und Graphic Novels. Die belgische Szene ist Joe und seiner Clique nicht ganz unbekannt. Sie hatten sich am Sonntag bereits mit einigen Drucken eingedeckt, die in der Atelierecke im Gastlandpavillon sofort nach dem Zeichnen oder dem per Computer-Produzieren geprinted wurden.

Erstanden hatten sie aber lediglich einige US-Comics. Joe sagte, dass er auch aus Belgien stammende Bücher habe und kaufe. Er bestelle sie zwar online, doch er tue dies nur in ausgewählten Fachgeschäften deutschlandweit. Hier seien die in Frankfurt vorgestellten Zeichner und Graphiker, die bei deutschen Verlagen veröffentlichten, gut vertreten.

Hoffen auf Erfolg

Alles in Allem scheint der flämisch-niederländische Gastlandauftritt in Frankfurt gut angekommen zu sein. Der Verkaufsstand im Pavillon war stets gut besucht und auch die zahlreichen Lesungen seit dem vergangenen Mittwoch bis zuletzt am Sonntag hatten immer viele Zuhörer. Nun muss sich erweisen, ob die dort vorgestellten Autoren und ihre Bücher tatsächlich davon profitieren können. Schließlich blieben sie trotzdem nur ein kleiner Teil dieser riesigen Buchmesse.

Aber, der deutsche Markt ist auch und gerade für die Welt der Bücher in Flandern und in den Niederlanden wichtig. Hier sind nicht nur viele Leser und Käufer zu gewinnen, sondern der deutsche Markt hat Initialwirkung auf ganz Europa. Schafft ein Schriftsteller aus dem Ausland hier den Durchbruch, kann die Reise durchaus in anderen Ländern weitergehen…

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