KBC: 0 % Zinsen für Firmen und Behörden

Die flämische All-Finanzgruppe KBC will ab Oktober Unternehmern und Behörden der öffentlichen Hand auf deren Sparguthaben keine Zinsen mehr gewähren. Die KBC will diese Konten in eine andere Form gießen, um den gesetzlich vereinbarten Mindestzins von 0,11 % umgehen zu können. Unternehmerverbände, Verbraucherschützer und die Politik kritisieren diese Maßnahme heftig.

Die Banken- und Versicherungsgruppe KBC weist allerdings darauf hin, dass die Sparkonten von Privatleuten von diesem Vorhaben ausgenommen sind. Belgiens Finanzminister Johan Van Overtveldt (N-VA) zeigte zwar Verständnis dafür, dass die Banken in Zeiten von international niedrigen Zinsen unter Druck stehen, doch „für Sparer sind die Zeiten ebenfalls schwierig.“

Unizo, der Mittelstandsverband für Flandern und Brüssel, äußerte scharfe Kritik in Richtung KBC. Unizo-CEO Karel Van Eetveldt ist der Ansicht, dass die All-Finanzgruppe die Selbständigen diskriminiere. Die Verbraucherschutz-Organisation Test Aankoop/Test Achats befürchtet trotz anderslautenden Aussagen der KBC und der Ankündigung des Bundesfinanzminister, dies nicht zuzulassen, dass die Bank bald auch versuchen werde, die Zinsen der Privatkonten auf 0 % zu senken.

Simon November von Test Aankoop sagte dazu gegenüber der VRT-Nachrichtenredaktion: „Wir sollten zumindest wachsam sein, wenn was sie in Sachen Firmen und Mittelstand unternehmen, können sie theoretisch auch bei Privatleuten machen. Derzeit gilt eine Regelung, nach der auf Sparkonten mindestens 0,11 % Zinsen gewährt werden muss, doch was die KBC bei den Unternehmen machte war, dass das Geld auf nicht-reglementierte Sparkonten übertragen wurde, wo der Mindestzinssatz nicht gilt. Das könnten sie mittelfristig auch bei den Verbrauchern versuchen.“

Was bringt die Zukunft?

Verbraucherschützer, Unternehmensverbände und die Politik erwarten, dass auch andere Finanzgruppen versuchen werden, eine Null-Prozent-Zinspolitik einzuführen. Finanzexperte Pascal Paepen (kl. Foto) sagte dazu gegenüber der VRT, dass die Banken unter Druck stehen, denn diese müssten auf ihren eigenen Spardepositen negative Zinsen zahlen. Dann sei es kaum noch zu halten, auf der anderen Seite doch noch positive Zinsen zu gewähren:

„Wenn das gesetzlich möglich ist und die Zinsen auf den Geldmärkten weiter sinken, dann sieht es in der Tat so aus, dass auch die Banken Null-Zinsen oder negative Zinsen auf Konten legen. Es wäre wohl kommerzieller Selbstmord, wenn eine Bank mit reglementierten Sparkonten stoppen würde, während alle anderen Banken weiter Zinsen anbieten. Doch es bleibt logisch, dass die Banken derzeit Lobbyarbeit im Finanzministerium führen, um dies gesetzlich geregelt zu bekommen.“

Bundesfinanzminister Van Overtveldt lässt gerade juristisch prüfen, inwiefern er die Sparkonten der Verbraucher vor solchen Maßnahmen schützen kann. Inzwischen versuchen auch die staatlichen Behörden in Kommunen, Ländern und Regionen sowie auf föderaler Ebene, gegen das Vorhaben der KBC vorzugehen.

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