"Erschreckend schlechte Luft" zeigen internationale Studenten der Uni Gent auf

Internationale Studenten der Bioingenieurswissenschaften der Universität Gent führen derzeit eine Studie zur Luftqualität in großen Städten ihrer Heimat durch. In vielen Ländern im Süden ist die Luftqualität sehr schlecht und die Ergebnisse der Studenten sind erschreckend.

In Belgien und anderen westlichen Ländern wird der Luftqualität in den Städten und ihrer Auswirkung auf die Gesundheit viel Aufmerksamkeit gewidmet. In Ländern in Asien, Afrika und Südamerika ist das viel weniger der Fall. 

“Das liegt daran, dass dort andere gesellschaftliche Nöte höhere Priorität haben, aber auch an den oft fehlenden Messwerten, allein schon, weil die nötige Infrastruktur fehlt, um die Messungen durchzuführen", betont Christophe Walgraeve, Doktorand von EnVOC (Environmental Organic Chemistry and Technology) der Fakultät Bioingenieurswissenschaften der Universität Gent.

Internationale Studenten der Uni Gent haben deshalb jetzt Untersuchungen zur Luftqualität in ihrer Heimat durchgeführt. Sie haben dies in den afrikanischen Ländern Nigeria (Lagos), Kamerun (Douala), Äthiopien (Addis Abeba), Kenia (Nairobi) und in den asiatischen Ländern Vietnam (Hanoi), Thailand (Chiang Mai), Bangladesch (Dhaka) und auf den Philippinen (Manila) gemacht. Die Studenten nahmen Meßgeräte (Luftpumpen, Röhrchen für Proben) mit und entnahmen Luftproben in ihrem Heimatland.

Aufgrund fehlender Apparaturen in ihren Heimatländern haben sie die Proben mit in ein Labor nach Belgien genommen. Dort sind sie dann analysiert worden.

Die Studenten nahmen sowohl Proben in geschäftigen Straßen als auch in Parks. Die höchsten troposphärischen Ozonwerte wurden in einer viel befahrenen Straße in Dhaka, Bangladesch, gemessen (2.200 µg/m³). Dieser Wert ist jeweils drei und vier Mal höher als das, was Studenten in einer viel befahrenen Straße im vietnamesischen Hanoi und in der philippinischen Haupststadt Manila maßen.

Auf einer viel befahrenen Straße in Gent ist die Menge an troposphärischem Ozon immer noch zwei Mal geringer als in einem Park in Dhaka, wo sie 300 µg/m³ beträgt.

Ein wichtiges Merkmal des troposphärischen Ozons besteht darin, dass es in zu hoher Konzentration ein gesundheitsschädliches Reizgas ist und die Atemwege angreift.

Ein erster Schritt

Die schlechte Luftqualität hängt stark mit den Metropolen  zusammen. Das sind Städte mit mehr als 10 Millionen Einwohnern. Solche Riesenstädte gibt es heute vor allem in Asien (Tokio, Jakarta, Seoul, Shanghai, Delhi, Karachi,Peking …). Auch afrikanische Städte gehören zu den schnell wachsenden Riesenstädten (u.a. Lagos). In Metropolen von Entwicklungsländern gibt es viele Verkehrsstaus, die von einem stets größer werdenden Autopark verursacht werden. Die Autos sind meist veraltete Fahrzeuge, teilweise ohne Katalysatoren.

In den entwickelten Ländern, darunter auch Belgien, nehmen die Konzentrationen so genannter flüchtiger organischer Verbindungen ab. Sie sind im Vergleich zu den weniger entwickelten Ländern viel niedriger. Die Konzentrationsabnahme ist eine Folge der emissionsreduzierenden Maßnahmen. Diese haben zu einer Verbesserung der Luftqualität in städtischen Gebieten geführt.

Walgraeve hofft, dass die Studie auch in den Metropolen zu einer Wende führt. “Die Übersicht der Luftverschmutzung kann der erste Schritt in der öffentlichen Wahrnehmung und eine Einführung von Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität in diesen Ländern bedeuten."

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