Strenge Urteile im Fall Jonathan Jacob

Im Falle des damals 26 Jahre alten Jonathan Jacob, der vor fünf Jahren in einer Zelle in der Polizeiwache von Mortsel bei Antwerpen ums Leben kam, sind mehrere Polizisten und zwei Psychiater lange Bewährungsstrafen ausgesprochen worden. Der geistig verwirrte Mann war von Mitgliedern einer Sondereinheit der Polizei verprügelt worden.

Fünf Jahre nach dem Tod von Jonathan Jacob in einer Polizeizelle in Mortsel (Prov. Antwerpen) hat das Gericht von Antwerpen die Urteile gegen die Beteiligten gesprochen. Die insgesamt neun Angeklagten wurden zu Haftstrafen von bis zu einem halben Jahr auf Bewährung verurteilt.

Der geistig verwirrte damals 26 Jahre alte Johan Jacob war im Januar 2010 unter Einfluss von Amphetaminen von der Polizei verhaftet worden. Die Polizei von Mortsel wollte den Mann in die psychiatrische Alexianer-Klinik in Boechout bei Antwerpen bringen, doch der Leiter dieser Einrichtung und ein diensthabender Psychologe hatten sich seinerzeit geweigert, den Mann dort aufzunehmen.

Daraufhin warfen die Polizisten Jacob in eine Zelle der Polizeiwache von Mortsel, wo er allerdings unter Einfluss seiner Drogen randalierte und sich nicht beruhigen konnte. Daraufhin stürmten gleich mehrere Mitglieder einer Sondereinheit der Polizei dessen Zelle und prügelten derart auf den Mann ein, dass er wenig später seinen Verletzungen erlag. Sieben Mitglieder dieser Polizeieinheit wurden wegen unvorsätzlichem Totschlag zu je vier Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.

Der Leiter und der mit dem Fall betraute Psychologe der Alexianer-Klinik, die die Aufnahme Jacobs verweigerten, wurden zu je sechs Monaten auf Bewährung verurteilt. Ihnen wurde unterlassene Hilfeleistung in einem besonders schweren Fall zur Last gelegt. Johan Jacobs Vater, der in diesem Verfahren als Nebenkläger auftrat, zeigte sich am Donnerstag erleichtert und gab an, dass der Gerechtigkeit mit diesen Urteilen Genüge getan sei.

Die Angeklagten aber weigerten sich, zur Urteilsverkündung im Antwerpener Justizpalast zu erscheinen. Sie verlangen von der Justiz, dass erst ein Urteil in einem zweiten Prozess in diesem Fall gesprochen werden soll. Gegen Jonathan Jacobs Vater, Jan Jacob, läuft ein Verfahren wegen angeblicher Weitergabe von Angaben aus den Verfahrensakten an die Presse. Unter Umständen wird der Fall Jacob sogar völlig neu aufgerollt.

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