Strittig: Verkaufsoffene Sonntage in Brüssel

In Brüssel waren an diesem Pfingstsonntag im Innenstadtkern die Geschäfte geöffnet. Die Stadtverwaltung hatte unlängst beschlossen, dass die Geschäfte an einem Sonntag pro Monat offen sein dürfen, wie das in einigen Städten im Rest des Landes ebenfalls so ist. Doch die Gewerkschaften im Einzelhandel halten davon nichts und demonstrierten dagegen vor der Oper der belgischen Hauptstadt.
BELGA

Brüssel hat seinen Innenstadtkern, das so genannte Fünfeck innerhalb des kleinen Rings zur touristischen Zune erklärt und somit dürfen die dort ansässigen Geschäfte einmal pro Monat sonntags öffnen. Für die Touristen und für so manchen Brüsseler ist dies eine feine Sache, doch in den Augen der Gewerkschaften im Brüsseler Einzelhandel bringt dies sowohl den Beschäftigten, als auch den direkt betroffenen Anwohnern Nachteile.

Kristel Van Damme von der christlichen Gewerkschaft ACV sagte dazu gegenüber der VRT-Nachrichtenredaktion, dass verkaufsoffene Sonntage Probleme mit sich bringen würden: „Sonntagsarbeit hat Auswirkungen auf das Privatleben der Arbeitnehmer. Das können wir doch nicht ignorieren. Das hat auch Folgen für die Anwohner, denn die müssen mit mehr Verkehr fertig werden.“ Das will die Brüsseler Stadtverwaltung so aber nicht stehen lassen. Sie wollen versuchen, eventuell entstehende Probleme über Sozialverhandlungen mit den betroffenen Gremien zu lösen.

Unizo, der Selbständigen-Verband für Flandern und Brüssel, ist nicht grundsätzlich gegen verkaufsoffene Sonntage in der belgischen Hauptstadt. Deren Vorsitzender Karel Van Eetveldt glaubt, dass dies funktionieren kann, „wenn es nicht zu viele solche Sonntage werden und wenn die Stadt dafür entsprechende Werbung macht.“

Beispiele in Flandern

Antwerpen könne für Brüssel ein gutes Beispiel liefern, so Van Eetveldt: „Es gibt dort eine bestimmte Anzahl an verkaufsoffenen Sonntagen, einer pro Monat, und die Stadt arbeitet an einem neuen Citymarketing und bezieht die Werbung für Kulturveranstaltungen darin mit ein.“

In Kortrijk in der Provinz Westflandern, wo der flämische Liberale Vincent Van Quickenborne (Open VLD) am Ruder ist, hat sich ebenfalls als touristische Stadt anerkennen lassen. Dort haben die Geschäfte ebenfalls an einem Sonntag im Monat geöffnet, doch der Bürgermeister würde sogar mehr solcher Shoppingtage in seiner Stadt begrüßen:

„Viele Familien finden heute kaum noch die Zeit, in der Woche einkaufen zu gehen und samstags sind die Läden voll. Und überdies kaufen die Leute über das Internet ein, wenn die Geschäfte zu oft geschlossen haben. Dann ist man das Geld sowieso los.“ Van Quickenborne ist der Ansicht, dass sich die Ladenöffnungszeiten in unserem Land an die Anforderungen der Verbraucher anpassen sollten.

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