Saudischer Konzern will in Antwerpen investieren

Möglicherweise wird sich ein Familienunternehmen aus Saudi Arabien am Delwaide-Dock (Foto) im Antwerpener Hafen niederlassen. Das Unternehmen plant eine Milliarden-Investition für den Bau einer Anlage, die Kunststoffabfälle in neue chemische Rohstoffe verwandelt. Das Projekt könnte für hunderte Arbeitsplätze im Hafen sorgen.

Das der saudi-arabischen Familie Al Issa gehörende Unternehmen Energy Recovery Systems will etwa 3,7 Mia. € in den Bau einer Recycling-Anlage am Delwaide-Dock in Antwerpen investieren. Derzeit befindet sich noch die Reederei MCS am vorgesehenen Standort, doch dieses wird in absehbarer Zeit zum größeren und moderneren Deurganckdock umziehen. Und doch bleibt das Delwaide-Dock eine Top-Location im Antwerpener Hafen.

Energy Recovery Systems (ERS) will dort eine Anlage bauen, mit der Kunststoffabfälle in die Rohstoffe Carbamit und Ammoniak umgewandelt werden können. Das Verfahren ist recht neu und läuft über Vergasung und Destillation. Ammoniak ist ein wichtiger Rohstoff für die petrochemische Industrie, die im Industriegebiet am Antwerpener Hafen mit einer Vielzahl von Unternehmen vertreten ist. In den Augen des Kommunalen Hafenunternehmens Antwerpen sind dies potentielle Kunden für das neue Unternehmen.

Seit etwa anderthalb Jahren verhandelt das Antwerpener Hafenunternehmen bereits mit Interessenten im Hinblick auf Investitionen im bald freiwerdenden Delwaide-Dock am rechten Scheldeufer. ERS ist für den Hafen und für die Stadt unter anderem ein willkommenes Unternehmen, weil dessen Planung von bis zu 900 neuen Arbeitsplätzen vorsieht. Antwerpens Bürgermeister Bart De Wever (N-VA) sagte dazu gegenüber der VRT-Nachrichtenredaktion: „Es handelt sich hier um rund 900 Jobs und das Interessante dabei ist, dass es sich dabei auch um basistechnische Berufe handelt und um Profile, die keine besonderen Diplome verlangen. In diesem Bereich hat der hiesige Arbeitsmarkt einiges zu bieten.

Gut für Wirtschaft und Umschlag

Die Anlage soll eine der größten so genannten „Waste-to-Chemical“-Anlagen der Welt werden, in der jährlich bis zu 3,5 Mio. Tonnen eigentlich nicht verwertbare Abfälle, z.B. PVC, in chemische Basisrohstoffe umgewandelt werden sollen. Die Abfälle sollen in erster Linie den Standort Antwerpen per Schiff aus Richtung Großbritannien erreichen, kommen aber auch aus anderen europäischen Ländern.

20 % der Investitionssumme sollen von der Unternehmerfamilie Al Issa kommen und 80 % über weitere Investoren. 100 %ig sicher ist der Vorgang noch nicht, aber Antwerpens Stadtverordneter für den Hafen, Marc Van Peel, hofft auf einen positiven Abschluss der Verhandlungen. Nicht zuletzt wurde dies das Umschlagvolumen des Hafens steigern und auch die Wirtschaftsbilanz des belgischen Bundeslandes Flandern.

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