Zukunftsvisionen für das Brüsseler Stadtzentrum

Ende der vergangenen Woche stellte die Brüsseler Stadtverordnete für Handeln Marion Lemesre (MR) eine Studie zur Geschäftswelt im dortigen Stadtzentrum vor. Aus dieser Studie soll ein kommerzielles Entwicklungsschema für das so genannte „Fünfeck“ entstehen. Im direkten Kern von Brüssel sind rund 540 Geschäfte aktiv.

Handelsstadträtin Lemesre hatte bei Geo Consulting eine Studie zum Thema Entwicklungsmöglichkeiten der Geschäftswelt im Herzen von Brüssel in Auftrag gegeben, wie die regionale Nachrichtenplattform brusselnieuws.be meldet. Daraus ergab sich ein Schema, das auf Umfragen bei 2.000 Personen, die im Brüsseler „Fünfeck“ aktiv sind basiert und auf der Analyse der Angebotspalette von rund 540 Geschäften.

Der Plan teilt das Brüsseler „Fünfeck“ in vier Handelszonen ein: Die Shoppingmeile Nieuwstraat, der Große Markt, das Viertel Sint-Jacobs und das Viertel Kongress.

Entlang der zentralen Verkehrsachsen im Zentrum (die bald autofrei sein werden) soll der Brouckère-Platz (Foto oben) zu einer Art modernes und kreatives Herz der Stadt werden.

Hier könnte sich nach Ansicht von Marion Lemesre der Gaststättenbereich ausbreiten, denn derzeit ist der ehemalige traditionsreiche Flanierplatz nur noch eine Art Durchgang ins engere Zentrum.

Foodtrucks, die sich dort niederlassen durften, fanden kaum Kundschaft. Geschäfte würden demnach kaum Chancen haben. Raum für Events und Demonstrationen bietet der Brouckère-Platz laut der frankophonen Liberalen auf jeden Fall.

Börse und Anspach

Der Börsenplatz und die anschließende Anspachlaan sollten ebenfalls eine neue Bestimmung erhalten. Die Börse soll ohnehin in absehbarer Zukunft zum Zentrum des belgischen Bieres werden, warum also hier nicht auf belgische Produkte im kulinarischen Sinne setzen. Die Anspachlaan könnte ihrer glorreichen Vergangenheit als Boulevard wieder entsprechen, in dem hier ebenfalls Geschäfte und Boutiquen mit typisch belgischen Erzeugnissen aufwarten sollen.

Die Anspachlaan soll nach Ansicht von Geo Consulting und der Stadträtin zu einer Art „Belgian Avenue“ werden. Doch die Ideen reichen noch weiter: Es müsse ein „Brüssel-Gefühl“ erzeugt werden, nach dem das umgestaltete Stadtzentrum der belgischen Hauptstadt ein einmaliger Anziehungspunkt wird, den es so andernorts nicht geben könne.

Brüssel muss etwas unternehmen

Dass sich das Brüsseler Stadtzentrum bewegen muss, steht außer Frage. Zum einen droht bald starke Konkurrenz von zwei Mega-Shopping-Zentren am Stadtrand: Uplace und Europea. Entsprechenden Umfragen zufolge deuteten 23 % der befragten Verbraucher an, nach der Eröffnung dieser Einkaufszentren nicht mehr ins Brüsseler Stadtzentrum fahren zu wollen.

Zum anderen ist die Stadt in Brüssel auch Immobilienbesitzer und -verwalter. Nicht weniger als 500 Geschäftslokale im „Fünfeck“ werden durch die Stadt selber verpachtet. Dahinter verbergen sich wichtige Einnahmen für den Stadtsäckel und tausende Arbeitsplätze. Seltsam nur, dass das Einkaufszentrum Europea ausgerechnet eine Initiative von Seiten der Brüsseler Stadtverwaltung ist…

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