De Gucht glaubt nicht an Grexit und Schuldenschnitt

Der ehemalige belgische EU-Kommissar Karel De Gucht (Foto) geht nicht davon aus, dass Griechenland nach der Wahl aus der Eurozone aussteigen wird. Er glaubt aber auch nicht, dass ein Schuldenschnitt für Griechenland ratsam ist. Andere EU-Mitgliedsstaaten könnten einen solchen Schritt dann ebenfalls verlangen.

Karel De Gucht, Belgiens ehemaliger EU-Handelskommissar und flämischer Liberaler (Open VLD), glaubt, dass Griechenland auch nach einem Wahlsieg der linksextremen Partei Syriza von Alexis Tsipras den Euro als einzig gültige Währung beibehalten wird. In der sonntäglichen VRT-Fernsehsendung „De zevende Dag“ - „Der siebte Tag“ sagte De Gucht, dass die Eurozone ohnehin wieder stärker geworden sei:

„Ich glaube, dass der Euro gegen einen Ausstieg der Griechen gewappnet ist, doch Griechenland ist für einen solchen Schritt nicht gerüstet. Die Griechen haben ein Viertel ihrer Kaufkraft eingebüßt. Wenn sie aber wieder auf die Drachme umschalten wollen, dann schaufeln sie ihr eigenes Grab, denn das ist eine Währung, der natürlich nirgendwo Vertrauen haben wird. Dan verlieren sie nochmal an Kaufkraft und das wies Tsipras auch und darum wird er es nicht wagen.“

Von einem Schuldenschnitt von Seiten der Europäischen Union gegenüber Griechenland, wie ihn Syriza fordert, hält Karel De Gucht aber ebenfalls nichts. Die berge die Gefahr, dass andere hochverschuldete Länder, die ebenfalls am Tropf der EU hängen, einen solchen Schritt ebenfalls verlangen. Und das, so der ehemalige EU-Kommissar, würde die Union bzw. die Eurozone nicht überleben.

"Wachstum in Wachstum investieren"

De Gucht ist allerdings der Ansicht, dass Griechenland seine Schulden, 175 % des Brutto-Inlandsprodukts, niemals abzahlen kann. Europa solle den Griechen die Möglichkeit bieten, eventuell entstehendes Wachstum in noch mehr Wachstum zu investieren und nicht damit Schulden abbezahlen zu lassen. Die Europäische Zentralbank (EZB), die die meisten griechischen Schulden übernommen hat, könnte noch mehr davon aufnehmen, so De Gucht um damit dem Land Raum zum Atmen zu bieten. Gegen die Forderung von Syriza-Parteichef Alexis Tsipras, die Schuldenfrage seines Landes mit der EUnach zu verhandeln, hat der flämische Liberale deutlich nichts einzuwenden.

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