Plagiatsvorwürfe: Luc Tuymans verliert Verfahren

Der weltbekannte belgische Künstler Luc Tuymans ist von einem Richter in Antwerpen in erster Instanz wegen eines Plagiats für schuldig befunden worden. Tuymans hatte ein Bild der Pressefotografin Katrijn Van Giel in einem Gemälde kopiert. Die Fotografin zog vor Gericht und gewann, doch der Beschuldigte geht in Berufung.

Das mittlerweile in einer amerikanischen Privatsammlung befindliche Gemälde „A Belgian Politician“ aus dem Jahr 2011 ist nach Ansicht eines Richters in Antwerpen nichts anderes als die Reproduktion einer Fotografie von Katrijn Van Giel - Bildjournalistin bei der flämischen Tageszeitung De Standaard. Sie hatte das entsprechende Foto, dass den früheren flämischen Bundes- und Landespolitiker Jean-Marie Dedecker (Lijst Dedecker) zeigt, im Jahr 2010 aufgenommen und in ihrer Zeitung veröffentlicht.

Das Foto wurde von Luc Tuymans bis auf die Schweißperlen an der Stirn des Politikers übernommen. Katrijn Van Giel hielt dies für eine Verletzung ihrer Autorenrechte und zog vor Gericht. Der Antwerpener Richter gab der Fotografin jetzt recht: „Das Gemälde von Luc Tuymans ist nicht mehr und auch nicht weniger als ein von Katrijn Van Giel übernommenes Pressefoto.“

Tuymans hatte zu seiner Verteidigung angegeben, dass sein Gemälde eine Parodie des Fotos und des darauf abgebildeten Politikers sei, doch dieser Argumentation folgte der Richter nicht. Der Anwalt der Fotografin gab nach der Urteilsverkündigung an, dass sich der Künstler nicht auf ein humoristisches Werk berufen könne und deshalb könne er sich auch nicht auf die Freiheit der Parodie berufen.

Berufung

Dem Künstler droht jetzt ein Zwangsgeld über 500.000 €, pro Gemälde, falls Kopien dieses Werks in Umlauf geraten. Luc Tuymans geht gegen das Urteil in Berufung, denn er befürchtet, dass dieser Richterspruch eine bestimmte Form der künstlerischen Freiheit in Zukunft in Belgien unmöglich macht: „Wie kann ein Künstler die Welt in Frage stellen, wenn er keine Bilder aus dieser Welt gebrauchen darf?“ Er und sein Verteidiger bestehen weiter darauf, dass „A Belgian Politician“ eine Parodie sei und bedauern, dass die Justiz dieser Sichtweise nicht folgt.

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