Flandern verzichtet auf Fracking und Schiefergas

Das belgische Bundesland Flandern verzichtet auf die Gewinnung von Schiefergas durch Fracking. Flanderns Umweltministerin Joke Schauvliege (CD&V) gab bekannt, dass für Fracking, so wird die Gewinnung von Schiefergas genannt, ein Moratorium von 10 Jahren gilt. Man wolle erst einmal alle Risiken, die Fracking mit sich bringt, abwägen.
AP2011

Die flämische Regionalzeitung Het Belang Van Limburg wird sich in den kommenden Tagen ausführlich mit dem Thema Schiefergas und Fracking beschäftigen. In den ersten Beiträgen, die an diesem Freitag erschienen sind, geht das Blatt auf verschiedene Bereiche des Themas ein, zum Beispiel darauf, dass Flandern in dieser Frage sehr vorsichtig ist. In den benachbarten Niederlanden z.B. wird Fracking, also die Suche nach Schiefergas durch hydraulische Rissbildung in schieferhaltigem Erdreich, in Erwägung gezogen.

Dies findet zum Beispiel in den ehemaligen Kohlerevieren in der Provinz Süd-Limburg statt, an der Grenze zur flämischen Provinz Limburg. Dort wurde früher ebenfalls Kohle gefördert. Doch angesichts der niederländischen Fracking-Pläne haben die regionalen flämischen Wasserversorgungs-Gesellschaften bereits Beschwerde eingelegt. Sie befürchten Probleme bei der Trinkwasserversorgung durch Verunreinigung des Grundwassers. Im Zuge von Fracking werden Chemikalien in schieferhaltiges Erdreich gepumpt, um so dort vorhandenes Gas an die Oberfläche zu drängen.

Eigentlich wäre Schiefergas eine zumindest zeitweise Lösung für Energieprobleme z.B. durch geopolitische Probleme und Konflikte, wie gerade jetzt im Dreieck Russland-Ukraine-EU). Fachleute gehen davon aus, dass alleine in Limburg bis zu 8 Mia. Kubikmeter Schiefergas zu finden seien - genug, um die gesamte Provinz etwa 20 Jahre lang mit Gas zu versorgen. Doch so verlockend, wie dies energiepolitisch scheint, die flämischen Behörden wollen von Schiefergas und von Fracking zumindest vorläufig nichts wissen. Über das geltende Moratorium wolle man zunächst die Risiken prüfen, die Fracking mit sich bringe. In dieser Zeit, so Het Belang Van Limburg, werde noch nicht einmal geprüft, ob sich die Gewinnung von Schiefergas überhaupt lohnen würde.

Nur gebohrt, nicht gefördert

Ein erstes Mal wurde in Flämisch-Limburg bereits 1992 mit Fracking experimentiert. Damals führte der US-Baukonzern Halliburton vier Probebohrungen in 1.000 m Tiefe in ehemaligen Zechen in der Ortschaft Peer durch - ohne nennenswertes Ergebnis, aber auch ohne nennenswerten Widerstand. Und 2011 sollte ein eigens dazu gegründetes australisches Unternehmen mit dem Namen LRM ebenfalls Fracking in Limburg prüfen, doch bis heute hat sich nichts wirklich in dieser Hinsicht getan.

Aber, der ehemalige US-Botschafter in Brüssel, Howard Gutman, arbeitet heute für die belgische Gastanker-Reederei Exmar und hat den Auftrag, herauszufinden, wie sich die Gewinnung von Schiefergas durch Fracking in Belgien entwickelt, eine Energiequelle, die in den Vereinigten Staaten sehr im Trend liegt. Dieses Gas würde dann mit Exmar-Tankschiffen gen USA oder in andere Abnehmerländer transportiert.

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