Kardinal Danneels: Gespräch aufgezeichnet

Die flämische Tageszeitung De Standaard veröffentlicht in ihrer Samstagsausgabe die Abschrift eines Tonbands, auf dem ein Gespräch zwischen dem früheren Primas der Katholischen Kirche in Belgien, Godfried Danneels, und einem Missbrauchopfer des zurückgetretenen Bischoffs von Brügge, Roger Vangheluwe.

Das Missbrauchsopfer, ein naher Verwandter des ehemaligen Bischoffs von Brügge, hatte das Gespräch mit dem damals noch amtierenden Kardinal und Erzbischof von Brüssel und Mechelen, Godfried Danneels, aufgenommen.

Am 8. April 2010 war der Mann, der als Kind und Jugendlicher 13 Jahre lang unter den sexuellen Übergriffen des hohen Geistlichen - der dazu noch dessen Onkel war - gelitten hatte, mit seinem Peiniger zu einem Gespräch zusammengekommen. Dabei war auch Kardinal Danneels zugegen.

Das Missbrauchsopfer hatte das Gespräch heimlich aufgenommen und stimmte jetzt der Veröffentlichung der Transkription in der flämischen Tageszeitung De Standaard zu, um Vorwürfe gegen ihn zu entkräften. Er habe niemals Geld gefordert, um die Sache unter Verschluss zu halten, sondern lediglich auf die Entlassung seines Peinigers aus seinem hohen kirchlichen Amt bestanden. Dies soll mit den Gesprächsaufzeichnungen bewiesen werden.

Das Tonband belegt auch, dass Kardinal Danneels aktiv an den Gesprächen zwischen dem Opfer, dessen Familie und Bischoff Vangheluwe beteiligt war. Anlässlich einer Pressekonferenz zu diesem Thema am 24. April 2010 hatte der ehemalige Kirchenfürst noch erklärt, dass er nur zugehört habe und dass von seiner Seite her nichts unternommen worden sei, die Angelegenheit unter den Teppich zu kehren.

Die ermittelnde Justiz besitzt eine Kopie der Aufzeichnungen. Ob sich Ex-Kardinal Danneels auf Basis der Inhalte des Gesprächs verdächtig gemacht hat, ist derzeit aus juristischer Sicht noch unklar. Danneels selber bedauerte im Laufe des Tages, dass das aufgenommene Gespräch in der Presse aufgetaucht ist.

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