Mietpreise steigen stärker als Inflation

Die Mietpreise steigen stärker als die Inflation in Belgien. Zu diesem Ergebnis kommt der Mieterbund in seinem Jahresbericht. Insbesondere billige Wohnungen sind viel teurer geworden.

Während die Inflation in den letzten fünf Jahren um 5,49 Prozent zunahm, sind die Mietpreise in Belgien um 10,21 Prozent gestiegen.

Ein Beispiel: Kostete eine Studentenbude in Gent vor 25 Jahren rund 125  Euro im Monat und die Kost des Kindes etwa 30 Euro in der Woche, beträgt die Miete für das gleiche Zimmer in Gent heute 350 Euro und das wöchentliche Haushaltsgeld für Speis und Trank des Kindes etwa 40 Euro.

Insbesondere Studentenzimmer und Einzimmerwohnungen der unteren Preisklasse oder ältere Wohnungen und Häuser sind in den letzten Jahren stark im Mietpreis gestiegen. Die Mieten für Neubauwohnunen und Luxusappartements sind hingegen nur begrenzt teurer geworden. Woran liegt das?

In den vergangenen Jahren sind zahlreiche Neubauwohnungen gebaut und auf den Mietwohnungsmarkt angeboten worden. Nachfrage und Angebot im höheren Segment sind viel besser abgestimmt.

In der "Billigpreisklasse" hingegen übersteigt die Nachfrage noch immer das Angebot, so dass Vermieter zum einen bestimmen können, wer von den vielen Kandidaten ihre Immobilie mieten darf und zum anderen die Preise anheben.

Daneben spielt natürlich auch immer die Lage der Immobilie eine große Rolle. Die regionalen Unterschiede sind enorm. Im Durchschnitt bezahlte der Mieter letztes Jahr für eine Wohnung 2% mehr als im Jahr 2016. Das macht beispielsweise 600 Euro anstelle von 588 Euro.

Der Markt für Mietwohnungen ist aus dem Gleichgewicht geraten

Der Mietwohnungsmarkt ist also aus dem Gleichgewicht geraten, sagt der Mieterbund. Die Regierung müsse jetzt Verantwortung übernehmen: mehr Sozialwohnungen bauen, mehr Mietzulagen für den privaten Wohnungsmarkt gewähren und mehr soziale Mietagenturen einrichten (bei denen den Vermietern Mieteinkünfte garantiert werden, wenn sie ihre renovierte Wohnung zu einem sozialen Preis vermieten).

"Untersuchungen haben ergeben, dass 30% der privaten Mieter nach Bezahlen ihrer Miete zu wenig Geld zum Leben übrig haben. Wir stellen auch fest, dass hier mit nur 4% Mietzulagen unterstützt wird", so Joy Verstichele von der flämischen Mieterplattform.

"Wir sehen die niedrigsten Mietpreise um etwa das dreifache im Vergleich zu den höchsten Mieten ansteigen. Und genau dort ist das Gleichgewicht gestört. Es ist schwierig für die Mieter, ein bezahlbares und gleichzeitig qualitätsvolles Mietobjekt zu finden. Wir merken, dass es für die Mieter stets mühsamer wird, über die Runden zu kommen."

Insgesamt seien die Wohnkosten für viele Menschen unbezahlbar geworden.

Der Mieterbund plädiert zudem für niedrigere Kautionen. Die Regierung will den Betrag der Kautionen bis 2019 von 2 Monatsmieten auf drei anheben. Das ist für viele Mieter finanziell ein Problem. Auch für Eltern, die ihrem Kind eine Studentenbude mieten wollen, wird das also viel zu teuer.

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