Gähnende Lücke im Personalbestand der Kriminalpolizei

Bei der Kriminalpolizei fehlt etwa ein Drittel der Personalkontingents. Die Polizeigewerkschaft macht hierfür u.a. die ehemalige Generalkommissarin Catherine De Bolle verantwortlich.

Vor fünf Tagen verließ Catherine De Bolle die Nationalpolizei des Königreichs Belgien, um ihre Arbeit an der Spitze von Europol in Den Haag aufzunehmen. Hinter sich ließ sie nicht nur mehrere frustrierte Mitarbeiter, sondern auch ein Loch in der Personaldecke. Wie Gazet van Antwerpen schreibt, arbeiteten bei der Kriminalpolizei gerade einmal 214 Personen (Recht hat die Behörde auf 292 Mitarbeiter), bei der zentralen Antikorruptionsbehörde CDBC 42 (66 sind vorgesehen), bei der CDGEFID, die bei der Aufklärung von Schwerverbrechen mithilft, 11 (16), bei der nationalen Computer Crime Unit 22 (44).

Die Polizeigewerkschaft Sypol hat in einem kritisierenden Pressebericht durchblicken lassen, dass man froh über De Bolles Weggang sei.

Viel Hoffnung auf eine Besserung der Beschäftigungssituation habe man allerdings nicht, wird Sypol in Gazet van Antwerpen zitiert. "Der neue Generalkommissar (Marc De Mesmaeker, Red.!) kommt ursprünglich von der Gendarmerie, genau wie De Bolle." Auch er habe die Kriminalpolizei nicht verstanden, hieß es.

Hinter dem großen Loch im Personalbestand steckten zudem Zwistigkeiten nach der Polizeireform Anfang 2000, als die Gerichtspolizei bei der Staatsanwaltschaft und die Gendarmerie in eine integrierte Polizei übergingen. Gemeinsam sollten sie bei der föderalen Kriminalpolizei gegen Schwerverbrechen vorgehen.

Laut Pressesprecher De Bolles, Peter De Waele, wüsste Sypol nicht, wie oft die Generalkommissarin bei Innenminister Jambon (N-VA) vorstellig gewesen sei, um die Kriminalpolizei zu verstärken. Überdies sei es feige, damit erst jetzt zu kommen, da De Bolle weg sei.

"Rekrutierung von gut ausgebildeteten Polizisten braucht Zeit"

Der Sprecher von Innenminister Jan Jambon, Olivier Van Raemdonck, reagierte, dass man an einer Lösung des Personalproblems arbeite. Ein Budget zur Verstärkung des Bestandes sei vorgesehen, aber die Menschen könnten nicht so schnell eingestellt werden. Um gut ausgebildete Polizisten zu finden, benötige man Zeit.

Auch müsse die Polizei als Arbeitgeber attraktiver werden. Der Pressesprecher spricht von einem Rekrutierungsaudit. Das verspreche Besserung.

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