Sind Belgiens F-16 doch länger nutzbar?

Nach einer Studie des US-Flugzeugherstellers Lockheed Martin soll es möglich sein, die belgischen F-16-Kampfbombner länger nutzen zu können, als bisher gedacht. Dies würde den Ankauf neuer Kampfflugzeuge als Ersatz der eigentlich als veraltet geltenden F-16er vielleicht aufschieben. Die Opposition in Belgien könnte sich dies vorstellen. Das belgische Verteidigungsministerium gibt an, von der Lockheed-Studie nichts zu wissen. Premier Michel verlangt Klarheit über den Vorgang.

Die belgische Bundesregierung will die F-16-Kampfbomber der Luftwaffe bis 2023 ersetzen und deshalb neue Maschinen anschaffen. Die F-16 haben bis zu 8.000 Flugstunden auf dem Buckel und sind nach Ansicht des Verteidigungsministeriums bis zum Zeitraum 2023-2028 am Limit.

Inzwischen läuft ein Verfahren, bei dem potentielle Hersteller der Regierung ihre Angebote unterbreiten können. Die oppositionellen flämischen Sozialisten SP.A geben an, dass eine Anschaffung von neuen Kampfbombern nicht dringend sei, denn die F-16er könnten gut und gerne 9.000 bis zu 10.000 Flugstunden absolvieren.

Diese Informationen stammen vom Hersteller der F-16er, dem US-Rüstungskonzern Lockheed Martin. Eine Studie des Unternehmens sagt, dass gerade die belgischen F-16er in gutem Zustand seien und durch den Ersatz von nicht mehr zeitgemäßen Komponenten durchaus länger genutzt werden könnten - durchaus sogar bis zu sechs Jahre länger.

Eine Modernisierung der Maschinen würde laut Lockheed Martin mit rund 1 Mia. € zu Buche schlagen, während ein Ankauf von neuen Maschinen bis zu 3,6 Mia. € kostet.

Politisches Geplänkel

Der Bericht zur möglichen Verlängerung der Einsatzzeit der belgischen F-16er datiert vom 26. April 2017, doch Bundesverteidigungsminister Steven Vandeput (N-VA) gibt an, die Lockheed Martin-Studie nicht zu kennen. Wiederholt hatte er gesagt, dass keine Studien oder Programme zu diesem Thema bestehen würden.

Dies bezweifelt die Opposition im belgischen Bundesparlament jetzt, allen voran die Sozialisten und die Grünen. Sie wollen jetzt das Verfahren zum Ankauf von neuen Kampfbombern aufschieben. Die flämischen Liberalen Open VLD, die in der Mehrheit sitzen, wollen jetzt wissen, wie, wo und warum die Studie des Rüstungsherstellers „hängen geblieben ist.“

Wer wusste wann und was?

Belgiens Premierminister Charles Michel (MR) lässt jetzt überprüfen, wer von dem Rapport von Lockheed Martin innerhalb der Regierung oder der Verwaltungen wusste. Der Bericht liegt seit Ende Februar 2017 vor, gelangte aber nicht bis zur Regierung selbst. Michel will wissen, ob dieser Bericht zurückgehalten wurde, um eine Anschaffung von neuen Flugzeugen vorzuschieben.

Der Vorgang kommt jedoch auch vor den Verteidigungsausschuss des belgischen Bundesparlaments. Überall, sowohl in der Opposition, als auch in der Mehrheit, wird hier Transparenz gefordert. Die Frage lautet auch, wer die Studie eigentlich bestellt hat.

Verteidigungsminister Vandeput sagte am Dienstagnachmittag vor dem Ausschuss, er sei mittlerweile der Ansicht, dass der Bericht bei der Armeeführung hängen geblieben sei, was „einen schweren Einschätzungsfehler darstellt.“ Es kann also durch aus sein, dass das „Flottenmanagement“ der Armee oder sogar die Armee- bzw. die Luftwaffenführung Kontakte mit Lockheed Martin hatte. Vandeput will den Vorgang „extern“ untersuchen lassen.

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