Nicht nur die Mittelschicht verlässt die Hauptstadt

Laut Brussels Studies, ein wissenschaftliches Magazin, dass sich mit spezifischen urbanen Fragen rund um die belgische Hauptstadt beschäftigt, wollen nicht nur Bürger aus der Mittelsicht die Innenstadt verlassen, um sich am Stadtrand oder in einer anderen Region niederzulassen. Vermehrt denken jetzt auch Menschen aus der Arbeiterklasse oder aus unteren Schichten daran, das Zentrum der Metropole zu verlassen.

Nach Angaben von Brussels Studies haben im vergangenen Jahr etwa 39.000 Bürger die Hauptstadt in Richtung Stadtrand oder einem anderen Bundesland verlassen. Im Gegenzug seien knapp 24.400 Flamen oder Wallonen nach Brüssel gezogen. Dass die Bevölkerungszahl in der belgischen Hauptstadt dennoch steigt, liegt in erster Linie an der Einwanderung und daran, dass viele jüngere Familien wieder mehr Kinder kriegen, so Sarah De Laet, Geografin an der Freien Universität Brüssel (VUB), die an dieser Studie mitgearbeitet hat.

Diese Bevölkerungs-Entwicklung ist nicht neu und auch der Wegzug aus Brüssel in andere Landesteile Belgiens nicht. Die Brüsseler Behörden sind schon länger darüber beunruhigt, dass vor allem der Mittelstand, die Mittelschicht wegzieht. 2016 kamen 44 % derer, die der Hauptstadt den Rückenkehren, aus diesen Schichten. Sorgen doch gerade diese Bereiche der Bevölkerung für einen erheblichen Teil der kommunalen und regionalen Steuereinnahmen.

Das jetzt auch die Arbeiterklasse und andere Bevölkerungskreise aus unteren Schichten vermehrt die Stadt verlassen, kommt erschwerend hinzu. Hier liegen soziale Gründe vor, eine negative Gehaltsentwicklung bei Niedriglöhnen, der Mangel an geeigneten Arbeitsplätzen für ungelernte Kräfte, wirtschaftliche Unsicherheit und nicht zuletzt, die rasch steigenden Wohnkosten, wie Mieten und Nebenkosten bzw. der Mangel an bezahlbarem Wohnraum.

Hier zieht es die Bürger eher in Richtung der nördlichen Vorstädte Brüssels oder in die Arbeiterviertel von Antwerpen oder Charleroi.

Meist gelesen auf VRT Nachrichten