Appell an Regierung: "Auch die deutsche Sprache respektieren!"

"In Belgien gibt es drei Landessprachen und trotzdem müssen wir feststellen, dass die deutsche Sprache im Vergleich zu den beiden anderen Landessprachen eine Sonderstellung einnimmt. Der deutschen Sprache wird oftmals nicht dieselbe Bedeutung zuteil wie den beiden anderen Landessprachen", heißt es in der Begründung des Resolutionsvorschlages der liberalen deutschsprachigen Parlamentsabgeordneten Kattrin Jadin. Sie hat der föderalen Regierung den Resolutionsvorschlag zur Förderung der deutschen Sprache vorgelegt.

"Aus Artikel 2 der Verfassung geht hervor, dass die Deutschsprachige Gemeinschaft eine vollwertige Gemeinschaft ist, die die gleichen Rechte besitzt, wie die Einwohner der beiden anderen Gemeinschaften", heißt es dort. "Aus Artikel 4 der Verfassung geht hervor, dass Belgien, neben dem niederländischen, dem französischen und dem zweisprachigen Gebiet Brüssel-Hauptstadt ebenfalls aus einem deutschen Sprachgebiet besteht."

Die Abgeordnete fordert vor allem, dass sich die öffentlichen Einrichtungen mehr um die deutsche Sprache bemühen. So nennt sie als Beispiel, dass die Amtssprachen am Kassationshof prinzipiell nur Französisch und Niederländisch seien. Auch andere Rechtstexte würden nicht systematisch ins Deutsche übersetzt.

Ferner böten zahlreiche Webseiten der verschiedenen föderalen öffentlichen Dienste keine oder kaum Informationen auf Deutsch an.

"Die Rubriken des Portals Belgium.be, sowie dem Großteil der offiziellen Websites des Föderalstaates, der Gemeinschaften und Regionen wurden noch nicht in vollem Umfang auch in deutscher Sprache erstellt. Daher laden wir Sie ein, bei der Suche aller offiziellen Informationen und Dienste zu diesem Thema auch die französisch- oder niederländischsprachige Version dieser Rubrik zu konsultieren", ist beispielsweise auf dem Internetportal belgium.be zu lesen. Und auf der Webseite der belgischen Nahrungsmittelagentur werden Informationen nur teilweise auf Deutsch angeboten.

"Das ist schade und deshalb übe ich regelmäßig Druck aus. In einigen Fällen ist es von größter Wichtigkeit, dass man die Informationen auch auf Deutsch erhält - zum Beispiel im Gesundheitswesen, bei Medikamenten oder Gefahrenwarnungen", so die  liberale Abgeordnete und Vorsitzende des deutschsprachigen MR-Flügels PFF.

Und bei Rekrutierungsverfahren für den öffentlichen Dienst würde die deutsche Sprache oftmals nicht als zusätzlicher Trumpf für die
Bewerber angegeben.

Zwar seien in den letzten Jahren durchaus Fortschritte erzielt worden, allerdings bestehe weiterhin Handlungsbedarf. Nicht nur neue Gesetzestexte würden nicht systematisch ins Deutsche übersetzt, sondern bei älteren Regeltexten käme man mit dem Übersetzungsrückstand auch nicht nach.

Die drei Forderungen von Jadin sind deshalb: 

  •  Das Sprach-Kulturerbe von Belgien soll durch die Förderung des Gebrauchs und der Verbreitung aller offiziellen Sprachen geschützt werden.
  • Die Anwendung der deutschen Sprache in den öffentlichen  Einrichtungen soll geschützt und gefördert werden.
  • Das Erlernen der deutschen Sprache soll stimuliert und verbessert werden.

Symbolischer Akt

"Ich hoffe, dass ich hierfür eine große Mehrheit bekomme. Im Unterrichtswesen sind hier natürlich vor allem die Regionen und Gemeinschaften gefragt. Ich rufe deshalb einen flämischen Kollegen auf, meine Resolution auch im flämischen Parlament vorzulegen", betonte Jadin.

Die deutschsprachige Gemeinschaft in Belgien zählt zwar nur rund 80.000 Einwohner, doch "uns gibt es und es ist wichtig, dass in unserem Land jeder gleich behandelt und in gleicher Weise informiert wird."

Es gehe, wie Jadin zugibt, in erster Linie um eine "sybolische Aktion", aber die sei jetzt eben notwendig. Diese Resolution soll zumindest dazu anregen, etwas mehr für die Deutschsprachigen im Land zu tun.

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