Mobilität in Belgien: Grünes Licht für "cash for cars"

Der parlamentarische Finanzausschuss hat einem Gesetzesvorschlag für eine Mobilitätsvergütung in Belgien zugestimmt, die unter dem Begriff „cash for cars“ dafür sorgen soll, dass Berufspendler auf einen Firmenwagen verzichten und anstelle dessen auf den öffentlichen Nahverkehr oder auf Gehaltserhöhung setzen. Ob diese Möglichkeit allerdings von Erfolg gekrönt wird, ist gar nicht so sicher.

Bundesfinanzminister Johan Van Overtveldt (N-VA) hofft, über „cash for cars” den belgischen Fahrzeugpark um bis zu 15.000 PKW verringern zu können, doch verschiedene dazu in Auftrag gegebene Studien sagen dem Projekt keinen überschwänglichen Erfolg voraus.

So lässt ein Bericht des Bundesverkehrsministeriums in Brüssel erkennen, dass vielleicht nur 3 bis 9 % der Berufstätigen mit Dienstwagen von der Möglichkeit, diesen gegen einen Mobilitätsgutschein einzutauschen, Gebrauch machen würden (oder werden).

Das Projekt „cash for cars“ steht im Sommerabkommen der belgischen Mitte-Rechts-Regierung verankert. Das System sieht vor, dass der Mobilitätsgutschein die gleichen steuerlichen und sozialen Vorteile bieten soll, wie ein Dienst- oder Firmenwagen. Die Höhe des Gutscheins soll dabei auf Basis des indexierten Katalogwertes des jeweiligen Autos berechnet werden.

Wenig Applaus bei den Sozialpartnern

Die Sozialpartner in Belgien (Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände) halten nicht unbedingt viel von „cash for cars“ und schlagen parallel dazu ein jährliches Mobilitätsbudget für Berufspendler vor, über das Alternativen zum Firmenwagen gesucht und finanziert werden können.

Dies wiederum stößt bei den Mehrheitsparteien trotz ihres eigenen Vorschlags nicht auf taube Ohren. Arbeitsgruppen innerhalb der Regierung und der betroffenen Bundesministerien nehmen derzeit beide Ideen unter die Lupe und danach werde die Regierung ihre Schlüsse ziehen, hieß es dazu.

König Diesel

Die Zahl der Dienst- und Firmenwagen steigt in Belgien weiter an. 2017 waren rund 290.000 Fahrzeuge hierzulande als Firmenwagen angemeldet. Das waren letztes Jahr 3 % mehr Dienstfahrzeuge als 2016. Die Dienstwagen sind und bleiben hier weiter sehr beliebt und werden bei der Suche nach geeigneten Arbeitskräften von den Arbeitgebern gerne als „Lockmittel“ oder als Einkommenszusatz genutzt.

Daran kann auch die ständige Staugefahr, die Einführung von Umweltzonen in den Großstädten und die stetige Berichterstattung zum Thema Umwelt in den Medien nichts ändern. Hinzu kommt noch die Tatsache, dass die Nutzer solcher Dienstwagen fast immer auf Dieselautos setzen, während zum privaten Gebrauch immer mehr Benzinwagen abgesetzt werden, die der belgische Verband der Automobilindustrie, Febiac, dazu meldet.

Febiac steht übrigens ebenfalls hinter dem Mobilitätsbudget der Sozialpartner, denn auch hier wird erkannt, dass etwas gegen den Verkehrsinfarkt in Belgien getan werden muss.

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