Abdeslam-Prozess: 20 Jahre Haft gefordert

Die Staatsanwaltschaft hat im Brüsseler Justizpalast gegen den mutmaßlichen islamistischen Terroristen Salah Abdeslam (28), einen Franzosen marokkanischer Abstammung, und seinen tunesischen Komplizen Sofien Ayari die Höchststrafe von 20 Jahren Haft wegen versuchten vorsätzlichen Mordes dreier Polizisten gefordert.

Als erschwerend wertet die Anklage den unerlaubten Waffenbesitz und den terroristischen Kontext. „Es war Ayari, der gemeinsam mit Mohamed Belkaïd das Feuer eröffnete. Rechtlich spielt es keine Rolle, wer genau geschossen hat“, so die Staatsanwaltschaft. Sie geht aber nicht davon aus, das Salah Abdeslam einer der Schützen war.

Weil aber davon auszugehen sein, dass beide von den Waffen in der konspirativen Wohnung wussten und beide bereit waren diese einzusetzen, gelten sie als Mittäter, so die Argumentation. „Ihr Vorsatz war es anzugreifen und zu töten. Sie wollten sich auf keinen Fall ergeben.“ Deshalb fordert die Anklage die Höchststrafe: 20 Jahre.

Abdeslam gilt als einziger Überlebender der Terrorzelle, die für die Anschläge im November 2015 in Paris und im März 2016 in Brüssel mit weit über hundert Toten verantwortlich gewesen sein soll. Zu den Anschlägen bekannte sich damals die Terrororganisation IS.

In Brüssel müssen sich Abdeslam und Ayari aber sich nicht wegen dieser Anschläge verantworten, sondern für Schüsse während einer Polizeirazzia im März 2016 in der Brüsseler Gemeinde Vorst/Forest. Dabei wurden drei Polizeibeamte verletzt. Ein dritter Tatverdächtiger - der Islamist Mohamed Belkaïd - kam bei dem Schusswechsel um.

Abdeslam sitzt in Frankreich in U-Haft und wird zu jedem Prozesstag mit eine Hochsicherheitskonvoi nach Brüssel gebracht. Am Donnerstag wird der Prozess unter Vorsitz der Richterin Marie-France Keutgen fortgesetzt. Dann werden sich die Anwälte der Angeklagten zu Wort melden.

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