Usutu-Virus verantwortlich für Amselsterben

Die Amselbestände sind in Flandern merklich zurückgegangen. Zu diesem Resultat kommt das jährliche Vogelzählwochenende der Naturschutzorganisation ‚Natuurpunt‘ (dt.: Naturpunkt). Schuld ist der Usutu-Virus, der dafür sorgte, dass der Amselbestand auf einen historischen Tiefpunkt sank. Das gilt auch für die Niederlande und Deutschland.

Vergangenes Wochenende zählten mehr als 29.000 Teilnehmer in Flandern die Vögel in ihren Gärten. Laut Natuurpunt ein Rekord. Insgesamt wurden über 536.000 Vögel gezählt.

Vor zwei Jahren wurden Amseln noch in 90 Prozent aller Gärten gesichtet. Inzwischen werden sie nur noch in 76 Prozent der Gärten gemeldet. Nur in der Provinz Westflandern, wo die Usutu-Epidemie noch nicht ausgebrochen ist, blieb der Amselbestand stabil.

Natuurpunt befürchtet, dass das Amselsterben noch mehrere Jahren andauern wird. Am schlimmsten betroffen sind die Provinzen Flämisch-Brabant und Antwerpen. Dort wird der typische Amsel-Gesang in kommenden Frühling nur selten zu hören sein.

Hintergrund

Erstmals wurde das nach einem südafrikanischen Fluss benannte tropische Usutu-Virus 2010 in Stechmücken nachgewiesen. In den Jahren 2011 und 2012 kam es dann zu einem ersten großräumigen Ausbruch des Virus, welches ein Massensterben von Amseln verursachte. In den darauffolgenden Jahren konnte eine anhaltende Zirkulation des Virus festgestellt werden. 2017 kam es dann zu einem erneuten Amsel-Massensterben.

Der weitere Verlauf des Auftretens von Usutu-Erkrankungen lässt sich schwer vorhersagen. Die Vermehrung und Verbreitung der Viren hängt vor allem von der Witterung in den Sommermonaten ab: feuchtwarmes Wetter begünstigt die Verbreitung von Viren und Stechmücken. Dann sind vermehrt infizierte Vögel zu erwarten.

Die Viren werden ausschließlich von infizierten Stechmücken übertragen, kranke und tote Vögel sind nicht ansteckend für andere Vögel, Haustiere oder Menschen. Es ist davon auszugehen, dass die Vögel in bekannten Ausbruchsgebieten zunehmend individuell erworbene Immunität gegen dieses neue Virus entwickeln. Das Virus wird sich somit vermutlich räumlich weiter ausbreiten, aber nicht jedes Jahr zu einem Massensterben wie im Jahr 2011 und 2017 führen. Stattdessen ist zu erwarten, dass sich die Ausbrüche in den betroffenen Gebieten zyklisch wiederholen, sobald eine Generation von Amseln mit erworbener Immunität von der nächsten Amselgeneration abgelöst wird.

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