Neues Kernkraftwerk? Die Idee ist schon verworfen

Die belgische Bundesregierung lässt im Rahmen des Energiepaktes, den die vier in unserem Land zuständigen Energieminister zuletzt vorlegten, alle möglichen Szenarien zur Frage der Energiewende analysieren, auch um alle möglichen finanziellen Auswirkungen zu prüfen. Dabei werden alle Möglichkeiten geprüft - zunächst auch der Bau eines neuen Kernkraftwerks. Doch dieses Vorhaben wurde bereits gestrichen, bevor die Tinte der ersten Berechnungen trocknen konnte.

Dass Belgien in Zukunft ein neues Kernkraftwerk bauen lässt, ist eigentlich so gut wie unmöglich, doch im Zuge der Berechnungen aller Eventualitäten in Sachen Energiezukunft in unserem Land sollen alle möglichen Szenarien analysiert werden.

Im Zuge ihres Arbeitspapiers zum Energiepakt haben die vier zuständigen Energieminister auf belgischer Bundes- und Landesebene (Marie-Christine Marghem (MR, Bundesregierung), Bart Tommelein (Open VLD, Flandern), Jean-Luc Crucke (MR - Wallonie) und Céline Frémault (CDH, Region Brüssel-Hauptstadt)) vereinbart, dass die definitive Planung auf Basis von gründlichen Analysen und Zahlen erfolgen soll.

Zwar wurde von allen Seiten der für 2025 geplante Atomausstieg bestätigt, doch in den Berechnungen zum Energiepakt sollen alle Aspekte beleuchtet werden - auch der Bau eines neuen Atomkraftwerks zur Sicherung der Energieversorgung in Belgien. Im Zuge dessen beschloss Premierminister Charles Michel (MR- Foto oben) auf Drängen von Bundesenergieministerin Marghem (ebenfalls MR) diesen Schritt untersuchen zu lassen und beauftragte den Energie-Volkswirt Johan Albrecht und das Bundesplanungsbüro damit, diesen Vorgang zu berechnen.

Für Michel sind drei Fragen zu beantworten: Was kostet ein totaler Atomausstieg? Was passiert, wenn über 2025 hinaus zwei Atommeiler weiter am Netz bleiben? Was würde der Bau eines neuen Kernkraftwerks ab 2040 kosten?

Keine der Mehrheitsparteien, auch nicht die die Atomkraft eher befürwortenden flämischen Nationaldemokraten N-VA, haben auf dieses Szenario gedrängt, doch die Bundesregierung wollte einfach alle Szenarien prüfen (lassen). Wollte...

Jasper Jacobs

Die Idee wirft Fragen auf

Die Idee dieser Berechnung stößt allerdings selbst in Regierungskreisen in Brüssel und zwar in allen Parteien der Mitte-Rechts-Reguerung auf Fragen und Bedenken. Auch Flanderns Energieminister Bart Tommelein stellte sich die Frage nach dem Sinn einer solchen Untersuchung.

Am Freitagvormittag hieß es dann plötzlich, dass die Prüfung des Baus eines neuen Kernkraftwerks in Belgien aus den Berechnungen wieder herausgenommen wird. Die Regierungsspitze hat Energieministerin Marghem offenbar "zurückgepfiffen".

Derzeit werden in Westeuropa zwei neue Atomkraftwerke gebaut. Dies sind Meiler der sogenannten „Dritten Generation“, doch die Arbeiten in Olkiluoto in Finnland und in Flamanville in Frankreich werden durch zahllose technische Probleme (auch durch verschärfte Sicherheitsbedingungen nach Fukushima) und Pannen behindert und die Baukosten explodieren. Und eine „Vierte Generation“ von Kernkraftwerken besteht ganz einfach nicht.

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