"Platz für Flüchtlinge in unserer Herberge"

Erzbischof Kardinal Jozef de Kesel (Foto), der Primas der belgischen Katholiken, sagte im Rahmen seiner Weihnachtspredigt in der Mitternachtsmesse in der Kathedrale St. Michael und St. Gudula, dass Gott an der Seite der kleinen Leute und der Schwachen sei. Angesichts von Millionen Menschen, die auf der Flucht seien, „muss Platz für sie in unserer Herberge sein.“

Traditionell äußert der Primas der belgischen Kirche während seiner Predigt in der Mitternachtsmesse zum Heiligen Abend stets einen deutlichen Standpunkt zur aktuellen Gesellschaft und ihren aktuellen Fragen. Erzbischof De Kesel vertrat auch in diesem Jahr zu Weihnachten eine deutliche Meinung. Seiner Ansicht nach sei es „sonnenklar, dass vor allem für die vielen Flüchtlinge, für die Heimatlosen, die hier und anderswo ihr Heil suchen, gesorgt werden muss.“

Dabei verwies der Kardinal ganz deutlich auf die biblische Geschichte und auf die Geburt von Jesus Christus, „dem Retter und Sohn Gottes“. Dessen Mutter, Jungfrau Maria, habe eine Herberge gesucht und gefunden. Diese Herberge sei eine Metapher für die Zufluchtsorte, nach denen die Millionen Flüchtlinge heute suchen würden, um ihr Glück finden zu können, so De Kesel: „Es sind so viele. So viele auf der Flucht. Ich begreife, dass es keine einfachen Lösungen gibt. Natürlich kann das alles nicht unkontrolliert passieren und es muss an langfristigen Lösungen in den Herkunftsländern gesucht werden. Doch derzeit sind sie auf der Flucht. Einige sind bereits hier. Einige sind bereits sehr lange hier. Sie müssen mit all ihrer Würde anerkannt werden.“

"Konkrete Menschen"

Es seien nicht nur die Papiere, die ihnen Würde verleihen würden, so der Primas der belgischen Katholiken weiter, denn „Lasst uns nicht vergessen, dass es sich hier konkret um Menschen handelt. Um Männer und Frauen, um Kinder und Alte, die hier auf der Suche nach einer Herberge sind.“

Die nationale Sicherheit bleibe mit Sicherheit eine große Sorge, doch die Gesellschaft solle ein Gleichgewicht zwischen dieser Sicherheit und der Anerkennung der Flüchtlinge suchen, auch wenn dies ein delikates Unterfangen sei. Im Geiste von Papst Franziskus hielt der Erzbischof in seiner Predigt zum Heiligen Abend noch ein Plädoyer für Einsatz und Betroffenheit: „Wir dürfen uns nicht verschließen und uns in uns selbst abschotten. Wir müssen der Globalisierung der Gleichgültigkeit wiederstehen. Nicht dass, was ein Mensch für sich erreichen kann, sondern dass, was er für jemanden anders bedeuten kann, macht, dass ein Leben lebenswert ist.“

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