Catherine De Bolle: Eine Belgierin leitet Europol

Catherine De Bolle (Foto), Belgiens amtierende Polizeichefin bzw. Generalkommissarin der hiesigen Bundespolizei, ist am Mittwoch an die Spitze von Europol berufen worden. Die 47 Jahre alte studierte Juristin war ihrerseits die jüngste Polizeichefin Europas und die erste Frau auf diesem Posten in unserem Land. Jetzt haben sich die Botschafter der EU-Mitgliedsländer für sie als neue Europol-Chefin entschieden.

Europol ist der Kooperationsverband der Polizeidienste der Mitgliedsländer der Europäischen Union. Catherine De Bolle setzte sich in einer Abstimmung der EU-Botschafter gegen ihren Konkurrenten aus Tschechien, Oldrich Martinu durch. Sie hatte schon beim Eignungstest für dieses hohe Amt als Beste abgeschnitten, was sich jetzt wohl ausgezahlt hat.

Die belgische Bundesregierung hatte in den vergangenen Monaten emsig Lobbyarbeit für De Bolle verrichtet, wobei man die Stimme Spaniens durch den juristisch-politischen Konflikt mit den abtrünnigen Katalanen, die in unser Land geflüchtet waren, wohl verloren geglaubt hatte. Das Problem scheint sich aber gelöst zu haben. Jetzt müssen allerdings noch die Außenminister der Europäischen Union ihr Fiat zu Catherine De Bolle geben.

Nach ihrer offiziellen Amtsübernahme übernimmt die 47jährige belgische Polizeichefin die Leitung über die 1.100 Mitarbeiter von Europol, von denen die meisten am Hauptsitz in Den Haag tätig sind. Internationale Polizeierfahrung bringt sie bereits aus dem Vorstand von Interpol mit, dem sie schon seit einigen Jahren angehört.

Fast als Polizistin gescheitert

Catherine De Bolle kommt aus Ninove in Ostflandern und wollte mit 18 Jahren zur Gendarmerie. Doch sie war 4 cm zu klein, denn lauf Anforderung mussten weibliche Gendarmen damals 1,68 m groß sein. Sie war nur 1,64 m groß. Also begann sie an der Universität von Gent ein Jurastudium, dass sie mit Erfolg abschloss. Danach belegte sie ein Praktikum am Gericht im ostflämischen Dendermonde ab.

Doch 1993 kam die Meldung, dass die Mindestgröße für Gendarmeriefrauen auf 1,63 m herabgesetzt wird. Prompt verließ sie die Justiz, um sich der Gendarmerie anzuschließen. Von da an legte sie eine steile Karriere hin. Schnell wurde bekannt, dass an der Polizeischule eine Offiziersanwärterin eingeschrieben war, die allen anderen dort „turmhoch“ überlegen war. Sie wurde danach Belgiens erste Polizeioffizierin, Belgiens erste Korpschefin und ab 2012 Belgiens erste Polizeichefin.

Steile Karriere

Jetzt sorgt sie gleich zweimal für eine Premiere: Catherine De Bolle ist der erste Belgier an der Spitze von Europol und gleichzeitig die erste Frau als Leiterin dieser Behörde. In einer kurzen Reaktion gegenüber NWS NXT und Radio 1 sagte De Bolle am Mittwochabend: „Europol ist für die Zusammenarbeit der Polizeidienste sehr wichtig. Belgien hat davon im Kampf gegen den Terror ausgiebig von profitiert.“

Belgiens Premierminister Charles Michel (MR) sagte zur Ernennung De Bolles: „Sie ist die richtige Frau am richtigen Platz. Ihre Wahl ist eine Anerkennung für die Professionalität unserer Polizei.“ Innenminister Jan Jambon (N-VA) ist ebenfalls voll des Lobes: „Ich habe Catherine als ausgezeichnete Polizeichefin und gleichzeitig als einen Teamplayer kennengelernt. Sie wird Europol in den kommenden Jahren weiterbringen.“

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