Brabanter Killer: Die Ermittler werden verstärkt

Seit dem in den vergangenen Tagen plötzlich Bewegung in die seit vielen Jahren festgefahrenen Ermittlungen im Fall der sogenannten Brabanter Killer gekommen ist, gehen bei der derzeit zuständigen Staatsanwaltschaft in Lüttich viele neue Tipps und Aussagen ein und die Zahl der neuen Erkenntnisse steigt und steigt. Jetzt erhält die Ermittlergruppe eine dringend benötigte Verstärkung.

Eines der Probleme, so der zuständige Lütticher Generalstaatsanwalt Christian De Valkeneer (Foto oben), sei herauszufinden, welcher dieser Tipps brauchbar sei und welcher nicht. Er bekommt neben einer personellen Verstärkung auch eine Aufstockung der Finanzmittel, mit denen er arbeiten kann. Bei der Soko, die auch nach Jahren immer noch auf die Brabanter Killer angesetzt ist, gehen in diesen Tagen zahllose neue Erkenntnisse, Aussagen, Tipps und Hinweise ein und die Ermittler sind über beide Ohren mit Arbeit versorgt.

Jetzt erhalten die Kripobeamten um Generalstaatsanwalt Christian De Valkerneer tatsächlich Verstärkung. Dabei handelt es sich auf der einen Seite um zusätzliche Ermittler von der belgischen Bundespolizei und auf der anderen Seite um Vertreter des Komitee P. Eigentlich ist dieser Ausschuss das parlamentarische Kontrollorgan für die Polizei- und Ermittlungsdienste. Doch da es sich wohl auch um Ermittlungen innerhalb der Polizei handelt, wird das Komitee P eingeschaltet. Das mag auch einen weiteren Grund haben, nämlich den, dass dieser Ausschuss mit der Materie, sprich mit dem Fall der Killer von Brabant, bestens vertraut ist.

Wichtigster Bereich, den es derzeit zu durchleuchten gilt, sind die nach wie vor vielen Links, die die Täter von damals in Verbindung mit der damaligen Gendarmerie und deren Elite-Einheit Diane bringen. Eine der Fragen lautet zum Beispiel, ob seit damals bereits Untersuchungen manipuliert wurden oder werden. Das ist in diesen Tagen die oberste Priorität. Thema ist zum Beispiel der Korpsgeist innerhalb der Gendarmerie. Eines ist Generalstaatsanwalt De Valkerneer heute allerdings klar, wie er gegenüber der VRT-Nachrichtenredaktion angab: Heute würden die noch immer laufenden Ermittlungen zu den blutigsten Straftaten, die Belgien seit dem Zweiten Weltkrieg Mitte der 1980er Jahre erlebte, nicht mehr beeinflusst oder manipuliert.

Das aber damals und zwischendurch wohl auch Ermittlungen sabotiert oder falsche Fährten gelegt wurden, ist sowohl De Valkeneer klar, als auch Bundesjustizminister Koen Geens (CD&V - kl. Foto). Geens gab dazu gegenüber den Medien an, dass möglicherweise Manipulationen von Seiten der Gerichtspolizei oder der Gendarmerie aus flämischen Einheiten begangen wurden.

Eines dieser Vorkommnisse ist der Fall des Waffenfundes im Kanal von Ronquières. Dort fanden die Ermittler der damals zuständigen Staatsanwaltschaft von Dendermonde in Ostflandern 1986 einige Waffen, die hier kurz nach dem besonders blutigen Überfall auf den Delhaize-Supermarkt in Aalst (acht Tote am 9. November 1985) entsorgt worden sein sollen. Doch im Jahr 2012 erwiesen Laboranalysen, dass diese Waffen dort lediglich einige Wochen lang im Wasser gelegen haben können.

Laurie Dieffembacq

"Einer von uns?"

Die Tatsache, dass einige Polizisten aus dem Korps von Aalst möglicherweise damals als Gendarmen mit Chris B., dem mutmaßlichen „Riesen“ der Killerbande von Brabant zusammengearbeitet haben, sorgt dort für ein Gefühl von Unwohlsein, so Korpschef Jürgen Dhaene gegenüber der VRT. Chris B. war als Ex-Gendarm von 2001 bis 2010 Mitglied des dortigen Polizeikorps.

Dhaene gibt an, dass diese Entwicklung für einige seiner Leute schockierend sei: „Möglicherweise hat man jahrelang mit ihm zusammengearbeitet, wissend, dass das eine Person ist, die auf einen geschossen hat. Denn beim letzten Überfall der Bande in Aalst ist auf Beamte der Lokalpolizei geschossen wurden. Und die Beamten haben auch zurückgeschossen. In die eine oder die andere Richtung geht das einem durch Mark und Bein und stellt einen Schock für diese Leute dar.“

Die Bande führte in der Zeit zwischen 1982 und 1985 mehrere blutige Überfälle in Flämisch- und Wallonisch-Brabant durch, zumeist auf Warenhäuser. Dabei waren 28 Menschen ums Leben gekommen und rund 20 weitere wurden zum Teil schwer verletzt. Bis jetzt ist dieser Fall nicht aufgeklärt. Das Dossier umfasst inzwischen rund 3 Millionen Aktenseiten.

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