Killer von Brabant: Wer ist der "Riese"?

Nach Meldungen der flämischen Tageszeitungen Het Laatste Nieuws und De Morgen soll die Justiz den mutmaßlichen Chef der Killer von Brabant identifiziert haben. Dabei soll es sich um den „Riesen“ handeln, einen großen schießwütigen Mann, den alle Zeugen in ihren Aussagen nach den Überfällen beschrieben haben. Doch die Bundesstaatsanwaltschaft gab in einer ersten Reaktion zu verstehen, dass dies noch nicht der Fall sei.

Generalstaatsanwalt Christian De Valkeneer gab am Samstagmorgen gegenüber der VRT-Nachrichtenredaktion zu verstehen, dass man mit den Ermittlungen noch nicht soweit sei. Zwischen den Informationen, die gerade in den Medien die Runde machen und dem derzeitigen Stadt der Ermittlungen gebe es Übereinstimmungen, doch derzeit sei es noch zu früh, Schlussfolgerungen zu ziehen.

Jedenfalls dreht sich alles um den „Riesen“, einen besonders großen Mann, den Zeugen nach jedem Überfall der Killerbande von Brabant beschrieben haben. Diese Bande führte in der Zeit zwischen 1982 und 1985 mehrere blutige Überfälle in Flämisch- und Wallonisch-Brabant durch, zumeist auf Warenhäuser. Dabei waren 28 Menschen ums Leben gekommen und rund 20 weitere wurden zum Teil schwer verletzt. Bei den Überfällen war die Beute stets gering, der Blutzoll jedoch sehr hoch. Dies ließ vermuten, dass die Taten einen anderen Hintergrund hatten, als einen rein kriminellen Grund.

Die Täter, mutmaßlich drei an der Zahl, wurden bisher nie identifiziert. In der letzten Zeit wurde aber immer öfter darüber spekuliert, dass die Täter rechtsextreme Mitglieder der Eliteeinheit der Polizei, Diane (siehe weiter unten), gewesen sein könnten. Diese Spur ist eine der Links in Richtung „Riese“. Ein Polizeibeamter aus Aalst (Prov. Ostflandern), ein Mann von großer Statur, etwa 1,90 m groß, guter Schütze, soll nach Angaben eines Familienmitglieds der „Riese“ der Bande gewesen sein. Der Mann sei im Mai 2015 verstorben, habe aber noch vor seinem Tod angedeutet, er sei der Teil der Bande gewesen. Inzwischen ist bekannt, dass genau diese Person während den Überfällen jeweils Dienstfrei hatte und nach einem Überfall gaben Zeugen an, der „Riese“ habe gehinkt. Tatsächlich existiert ein Krankenschein von ihm nach einer Fußverletzung just zu dieser Zeit. Und der Mann war in Sachen Schießkunst besonders gut ausgebildet, da er ja zeitweise zur Eliteeinheit Diane gehört haben soll.

Generalstaatsanwalt De Valkeneer gab an, es könne noch Monate dauern, bis die Identität des mutmaßlichen Elitepolizisten und Bandesmitglieds eindeutig feststehe. Dann muss noch versucht werden, über diesen Verdächtigen die Identität seiner Komplizen herauszufinden. Ob noch einer von ihnen lebt, ist unklar. Schon früher wurde spekuliert, dass die Täter heute über 70 Jahre alt sein müssten.

Elite-Einheit Diane

Die ehemalige Elite-Einheit der damaligen Gendarmerie, die Diane-Gruppe, ist bereits mehrmals in den Verdacht geraten, etwas mit der Killerbande von Brabant zu tun zu haben und auch nicht zum ersten Mal wird von ihr behauptet, dass einige Mitglieder dieser Spezialtruppe zu rechtsradikalen Gruppierungen gehört haben.

Die belgische Gendarmerie gründete diese Elite-Einheit 1972 nach einigen verheerenden Terroranschlägen von Palästinensern und linksextremen Bewegungen, die der RAF in Deutschland. Ausschlaggebend war wohl das Drama bei den Olympischen Spielen von München, wo die Polizei den Terroristen nichts entgegensetzen konnte.

Die Diane-Einheit genoss eigentlich über die Grenzen Belgiens hinaus einen guten Ruf und galt als exzellent ausgebildet. Diese Eingreif- und Observations-Truppe ist noch heute Vorbild für aktuelle Einheiten innerhalb der inzwischen völlig reformierten belgischen Polizei.

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