Energiepolitik: Was denkt die Bevölkerung?
In der kommenden Woche will die belgische Bundesregierung eine Online-Umfrage einrichten, über die sich die Landsleute zu Energiefragen äußern können. Dabei sollen Fragen beantwortet werden, zum Beispiel zum Umgang mit den belgischen Kernkraftwerken. Ziel dieser Umfrage ist die Erstellung eines Energiepaktes für die Zukunft, den das belgische Wirtschaftsministerium in Kooperation mit den verschiedenen Energieministern in Bund und Ländern erarbeiten will, was noch vor Jahresende geschehen soll.
Diese Umfrage soll aber deutlich kein Referendum sein, denn, wie Flanderns Landesumweltminister Bart Tommelein (Open VLD) andeutet, „Final beschließen wir, die Politik.“ Tommelein setzt in Flandern ganz auf erneuerbare Energien, doch zuvor müsse in allen Bereichen der Energieversorgung eine Kosten-Nutzungs-Analyse erstellt werden.
Dies sei nicht zuletzt für die Investitionen, bzw. für die Investoren in Energieprojekte wichtig. Spannend ist dabei auch, wie sich Belgiens größter Stromanbieter Engie-Electrabel hier verhalten wird. Dieser Konzern betreibt die beiden Atomkraftwerke des Landes und ist gleichzeitig der größte Anbieter von grünem Strom am hiesigen Markt.
Thema Atomkraft
Ein wichtiger Aspekt dabei betrifft denn auch den Umgang mit den beiden belgischen Atomkraftwerken mit ihren insgesamt sieben Kernreaktoren - darunter auch die maroden Meiler Tihange 2 und Doel 3. Eigentlich wurde in Belgien der Atomausstieg bis 2025 vereinbart, doch die Möglichkeit, den beiden jüngsten Meilern Tihange 3 und Doel 4 eine Laufzeitverlängerung zu gewähren, bleibt wohl in der Diskussion.
Thema ist denn auch die Entwicklung der Stromversorgung in Belgien bzw. mutmaßliche Anstiege der Elektrizitätsrechnungen im Zuge eines Atomausstiegs. Bei den Umweltverbänden und den Gegnern von Atomkraft beobachtet man die nicht bindende Meinungsumfrage und die Vorgehensweise der Regierung mit gemischten Gefühlen. Würde den Bürger dabei die Frage gestellt, ob sie einen Atomausstieg mit höheren Gebühren akzeptieren würden, sei fraglich, was dabei herauskommen würde.