Verkehrschaos durch 24-Stunden-Streik

Seit 22 Uhr am Montagabend läuft der 24-Stunden-Streik der sozialistischen Gewerkschaft ACOD gegen die Sparpläne der belgischen Mitte-Rechts-Regierung unter Premier Michel. Der Gewerkschaft sind die Einsparungen bei den Renten und im öffentlichen Dienst ein Dorn im Auge. Zentraler Punkt des Streiks ist die Bahn, die weitgehend lahm gelegt ist. Dies sorgt auf den Baustellen-geplagten Straßen im Land für ein Verkehrschaos. Dieses Verkehrsschaos wiederholte sich am Abend wieder.

Zur Stoßzeit am Dienstagmorgen herrschte in den meisten großen Bahnhöfen des Landes gähnende Leere, während bereits gegen 8 Uhr rund 400 km Stau auf den Autobahnen gemeldet wurde. Viele Autofahrer seien zwar wesentlich früher losgefahren, so VRT-Verkehrsexperte Hajo Beeckman, doch in den Ballungsgebieten haben sich schon früh Staus oder zumindest zähfließender Verkehr gebildet. Das ist besonders der Fall in und um Brüssel. Gegen 9 Uhr stand fest, dass dies das umfassendste Verkehrschaos des Jahres sei.

Der öffentliche Nahverkehr ist für die Berufspendler keine Alternative, denn gerade dort schlägt das Herz des Streiks. Es fahren zwar einige Züge, denn nur die sozialistische Gewerkschaft hat die Arbeit niedergelegt (die anderen Gewerkschaften setzen auf Verhandlungen), doch darauf vertrauen viele Pendler nicht.

In den Brüsseler Bahnhöfen, die Drehscheibe des Nahverkehrs in Belgien, waren kaum Reisende zu sehen. Bahn-Infrastruktur-Dienstleister Infrabel meldete am frühen Dienstagmorgen vereinzelt Streikposten auf den Gleisen einiger Stationen.

Im Laufe des Tages fuhren in Belgien immer weniger Züge, wobei das belgische Bundesland Flandern mehr von dem Bahnstreik als solchem verschont wurde. Aber den Reisenden und den Pendlern fehlen die entsprechenden Anschlüsse.

In den Bahnhöfen Braine-le-Comte (Hennegau), Hamoir bei Lüttich und am Stellplatz Vorst in Brüssel blockierten Streikende einige Gleise, was aber kaum Folgen hatte. Dies wird gerichtlich verfolgt, da dies gegen die Sicherheitsvorschriften verstößt bzw. als gefährlicher Eingriff in den Bahnverkehr gewertet wird.

Zur abendlichen Stoßzeit wiederholte sich das Verkehrschaos auf den Straßen und Autobahnen im Berufsverkehr, was diesen Tag endgültig zum schwersten Stautag des laufenden Jahres 2017 machte.

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Andere bestreikte Bereiche

In mehreren bestreikten Haftanstalten in Belgien haben wie zu erwarten war, Polizisten die Aufgaben der Gefängniswärter übernommen. Die flämische Nahverkehrsgesellschaft De Lijn meldet ebenfalls ausfallende Fahrten und bietet über ihre Webseite Formulare an, über die Berufstätige, Schüler und Studenten Belege für Arbeitgeber und Schulleitungen ausdrucken können, mit denen deren Zu spät-Kommen belegt werden kann. In Wallonien wird auch die regionale Verkehrsgesellschaft TEC in weiten Teilen bestreikt.

In den belgischen Häfen kann es zu Problemen kommen, da dort und auch auf den Binnenwasserstraßen Schleusenwärter ihre Arbeit niedergelegt haben. In weiten Teilen des Landes muss auch auf die Post verzichtet werden. Die Tageszeitungen wurden allerdings am frühen Morgen ausgetragen.

In einigen Bereichen des öffentlichen Dienstes, z.B. in Behörden auf allen Ebenen, bei den öffentlich-rechtlichen Medien, bei halbstaatlichen Unternehmen, wie der Telekomanbieter Proximus, kommt es an diesen Streiktag zu Aktionen, doch weitgehend soll auf Streikposten verzichtet werden. Hier sollen arbeitswillige Kollegen über den Hintergrund des Aktionstages der ACOD informiert werden. Auch in Schulen, die zu öffentlichen Schulträgern gehören, kommt es zu Ausfällen.

Im Laufe des Tages schlossen sich auch Teile der Belegschaften von Privatunternehmen zeitweise den Aktionen an. Bei Audi in Brüssel war dies auch der Fall, wo einige Zufahrten eine Zeit lang blockiert wurden. Hier unterstrichen die ACOD-Gewerkschaftler, dass sich diese Aktionen ausdrücklich nicht gegen den Arbeitgeber Audi richteten, sondern gegen die Rentenpläne der Regierung und gegen die Anhebung des Rentenalters auf bis zu 67 Jahre.

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