Delegation aus Sudan identifiziert Landsleute

Zum ersten Mal überhaupt besucht eine Delegation aus einem afrikanischen Land einen EU-Mitgliedsstaat, um dorthin geflüchtete Landsleute zu identifizieren. Vertreter aus dem Sudan helfen den belgischen Ausländerbehörden bei der Identifikation von rund 100 Landsleuten, die in den vergangenen Tagen ohne Papiere in der Umgebung des Brüsseler Hauptbahnhofs und dem Maximilianpark in der Nähe aufgegriffen wurden.

Dass verschiedene Staaten anderen Ländern dabei helfen, Personen zu identifizieren, ist nicht neu und auch in der Europäischen Union eher die Regel als die Ausnahme, doch dass eine Delegation aus einem afrikanischen Land quasi nach Brüssel zitiert wird, ist neu in der EU.

Stellt sich heraus, dass die aufgegriffenen Afrikaner aus dem Sudan kommen, wird ihnen von den belgischen Behörden ein „laissez-passer“ ausgestellt, mit dem sie in ihr Land zurückkehren können. Andernfalls droht ihnen Abschiebehaft.

Das Problem ist, dass viele Flüchtlinge aus Afrika hier in Belgien nicht um Asyl bitten wollen. Für sie ist die belgische Hauptstadt Brüssel nur eine Durchgangsstation auf der Reise nach Großbritannien.

Darunter sind neben Eritreern auch auffallend viele Sudanesen, die teilweise zu mehreren Hundert Flüchtlingen im Brüsseler Nordviertel umherirren, um auf eine Chance zur (illegalen) Weiterreise zu warten. Dies wiederum ist den belgischen (und Brüsseler) Behörden ein Dorn im Auge.

Diktatur

Allerdings ist die Zusammenarbeit mit dem ostafrikanischen Land Sudan nicht unumstritten. Das Land gilt als repressive Diktatur, dessen Regierung 1989 über einen Putsch an die Macht kam. Präsident Omar Al Bashir wurde wegen Menschenrechtsverletzungen in der Provinz Darfur sogar von Internationalen Gerichtshof in Den Haag wegen Kriegsverbrechen angeklagt.

Experten sagen deshalb, dass viele der betroffenen Flüchtlinge eben wegen dieses repressiven Regimes ihr Land verlassen. Christen, Oppositionelle und demokratische Politiker, Journalisten und andere verschwinden oft auf Nimmerwiedersehen in dunklen Verliesen in der sudanesischen Hauptstadt Karthum, so VRT-Ostafrika-Korrespondent Koert Lintijer dazu.

Um Asyl bitten

Belgiens Asyl- und Einwanderungs-Staatssekretär Francken entgegnete dazu, den betroffenen aufgegriffenen Sudanesen stehe frei, hier um Asyl zu bitten, falls sie in ihrer Heimat aus welchem Grund auch immer Verfolgung zu befürchten hätten. Das Belgien im Besonderen und die EU im Allgemeinen mit dem Regime in Kartum zusammenarbeite, sei „zynisch“, so Lintijer, denn dem Sudan werde in Sachen Menschenrechten international ein schlechtes Zeugnis ausgestellt.

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