Unterspülung in Brüssel: Der Stand der Dinge

Die regionale Brüsseler Wassergesellschaft Vivaqua hat am Wochenende weiter an der Beseitigung der Schäden nach den beiden Unterspülungen im Stadtteil Sint-Joost-ten-Noode gearbeitet. Inzwischen konnten die meisten Bewohner, die nach den Bodensenken evakuiert werden mussten, wieder nach Hause zurückkehren. Noch 22 Personen aus den drei direkt an einem der Löcher gelegenen Häusern wird die Heimkehr verweigert.

Die Behörden gehen davon aus, dass auch die letzten Anwohner an der Problemstelle auf dem Leuvensesteenweg bald wieder nach Hause gehen dürfen. Die Statik an der Bodensenke ist wohl wieder gesichert worden. Das ganze Wochenende über fuhren LKW mit Sand hin und her, denn viele tausend Kubikmeter Erde wurden durch das Loch in einem Wasserrohr im Laufe der Zeit weggespült.

Inzwischen hatte sich der Schaden am zweiten Loch oberhalb der ersten Senke verschlimmert, während es an der ersten Stelle zu keinem weiteren Problem kam. Es sind die 22 Bewohner der drei Häuser direkt vor der zweiten Stelle, die noch nicht nach Hause zurückdürfen.

Am Montagnachmittag wurde aber bekannt, dass sie am Dienstag heimkehren dürfen. Die meisten betroffenen Anwohner kamen bei Familie oder Freunden unter. Einige Familien konnten von der Gemeinde Sint-Joost-ten-Noode gemietete Hotelzimmer beziehen.

Durch dieses Loch verlaufen zudem weitere Wasserrohre, aber auch Gas- und Stromleitungen, hieß es bei Vivaqua dazu. Erst nach der Sicherung der Statik können die schadhaften Rohre und die beschädigten Leitungen ersetzt werden.

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Der Konzertsaal der „Jazzstation“ im alten Bahnhof von Sint-Joost-ten-Noode bleibt wohl noch einige Tage geschlossen - hier muss das darunterliegende Fundament verstärkt werden, während die Kindertagesstätte „Le P’tit Boule“ in einem benachbarten Neubau am Montagmorgen wieder öffnen konnte.

Die Bahnstrecke Brüssel-Nord - Brüssel-Schuman, die direkt unter der ersten Schadensstelle liegt und die durch enorme Schlamm- und Wassermassen Unterbrochen werden musste, wird ihren Betrieb erst nach dem 18. September aufnehmen können. Hier müssen rund 700 Meter Gleisinfrastruktur komplett erneuert werden.

Wann der Leuvensesteenweg wieder für den Verkehr freigegeben werden kann, ist noch nicht geklärt. Vorläufig müssen Umwege durch Wohngebiete in Schaarbeek und Sint-Joost genommen werden.

400 km gusseiserne Wasserleitungen unter Brüssel

Die insgesamt drei Bodensenken, die Brüssel in den vergangenen beiden Wochen heimsuchten, entstanden durch Rohrbrüche an über 100 Jahre alten Wasserleitungen aus Gusseisen. Vizedirektor Serge De Ridder von Vivaqua sagte dazu gegenüber der VRT-Nachrichtenredaktion, dass weitere Probleme zu befürchten sind, denn im Brüsseler Untergrund verlaufen rund 400 km dieser alten Wasserrohre: „Diese alle gleichzeitig zu ersetzen, ist keine Option. Wir können unmöglich ein Viertel von Brüssel aufreißen, um diese Wasser- und Abwasserleitungen zu ersetzen.“ Insgesamt verlaufen unter Brüssel rund 2.000 km Wasserrohre und -leitungen hindurch.

Die Schäden am Leuvensesteenweg in Sint-Joost entstanden an gusseisernen Wasserrohren, die zwischen 1900 und 1950 dort entstanden seien. Normalerweise halten solche Rohre „ewig“, doch an verschiedenen Stellen seien sie hohen und heftigen Vibrationen ausgesetzt, z.B. durch ein hohes Verkehrsaufkommen, durch Tramgleise und Busfahrbahnen oder durch Bahn- und Metrotunnel mit viel Zugverkehr. Das Problem dabei sei, so De Ridder, dass entsprechende Rohrbrüche „abrupt“ entstehen würden, aber erst viel später entdeckt werden. Vivaqua will jetzt die Zusatzbelastung durch den Verkehr auf unterirdische (Wasser)Leitungen prüfen und messen.

Mehr als 20 km veraltete Leitungen pro Jahr in Brüssel könne man nicht ersetzen, hieß es weiter dazu. Zum einen fehlen die finanziellen Mittel dazu und zum anderen könne man in der hektischen belgischen Hauptstadt nicht noch mehr Baustellen eröffnen...

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