"Bitte lächeln! Sie werden gefilmt!"

Die Zahl der Überwachungskameras, die die Menschen auf Schritt und Tritt im Auge behalten, ist seit 2010 in Belgien um ein Fünffaches angestiegen. Laut Angaben der Privacy-Kommission der belgischen Bundesregierung sind derzeit nicht weniger als 47.137 Kameras aktiv. Und diese Kameras sind heute wesentlich Intelligenter als noch vor 10 Jahren, warnen Internetrechtler.
AP2013

Die mehr als 47.000 Überwachungskameras sind in drei Kategorien unterteilt, wie die Regierungskommission zum Schutz des Privatlebens dazu mitteilt. 822 Kameras überwachen öffentliche Plätze und Straßen; 39.198 Kameras sind in Gebäuden, wie Sporthallen oder Warenhäusern installiert oder in den Stationen, Bussen und Bahnen des öffentlichen Personenverkehrs und weitere 7.117 Kameras kontrollieren die Personale von Unternehmen oder Behörden.

Doch dies ist nicht wirklich die effektive Zahl der Kameras, wie die Privacy-Kommission erklärt. Dies ist die Zahl der Orte und Stellen, an denen Kameras hängen. Das bedeutet, dass die eigentliche Zahl der Überwachungskameras um ein weiteres vielfaches höher ist, wenn hier nur die angemeldeten Stellen aufgezeigt werden.

In einem Supermarkt ist mit Sicherheit nicht nur eine einzige Kamera aktiv und in der Zentrale einer großen Versicherungsgesellschaft in der Hauptstadt Brüssel arbeiten viele hundert Menschen in vielen hundert Büros auf schon Mal dutzenden Stockwerken…

Doch all dies scheint die Gesellschaft nicht zu stören. Im Gegenteil. Fahndungserfolge in Terror- oder Mordfällen, durch Kameras verhinderte Diebstähle oder rasch aufgeklärte Gewaltdelikte scheinen die Menschen eher zu beruhigen. Experten hingegen warnen inzwischen vor den Nebeneffekten von Kameraüberwachung.

Tony Margiocchi / Barcroft Media

"Big Brother is watching You?"

Inzwischen, so Internet- und Privatschutzrechtler, sind Überwachungskameras viel intelligenter als noch vor 10 Jahren. „Wir können uns nicht oder nur kaum vorstellen, dass diese Kameras viel schlauer geworden sind. Es geht hier nicht mehr nur um unsere Sicherheit. Es werden viel mehr Daten gesammelt“, sagt Patrick Van Eecke, Professor für Internetrecht an der Universität Antwerpen dazu.

Sie nehmen nicht nur Bilder auf, die eine Zeit lang gespeichert werden, sondern sie registrieren, sie sammeln Informationen und Gesichtsausdrücke und sie kombinieren ihre Angaben mit dem, was an Informationen von nicht abgeschalteten oder permanent auf online gestellten Smartphones abrufbar ist. µ

Damit z.B. kann das (Kauf)Verhalten von Kunden, die alleine schon über ihren elektronischen Zahlungsvorgang an der Kasse oder durch Kundenchipkarten gespeichert sind, untersucht werden, um danach gezielt Werbung zu schalten.

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