Tobt ein Drogenkrieg im Antwerpener Hafen?

Die Arbeitgeber im Hafen von Antwerpen machen sich in diesen Tagen Sorgen um die Sicherheit im Hafengebiet. Am vergangenen Donnerstag haben Unbekannte einem Mitarbeiter einer im Hafen ansässigen Containerfirma in die Beine geschossen. Die Beobachter gehen davon aus, dass dieser Fall in Zusammenhang mit einem in Antwerpen tobenden Drogenkrieg steht.

Am vergangenen Donnerstag schossen Unbekannte einem Lageplaner der Containerreederei DP World unweit seines Wohnortes im Antwerpener Stadtteil Schoten in die Beine. Dabei wurden fünf Schüsse aus Kleinkaliberwaffen abgegeben. Vier Kugeln trafen das rechte Bein, eine weitere das linke Bein. Der Mann hat im Bereich seines Unternehmens den Auftrag, die Stellplätze von gelöschten Container festzulegen, damit die Logistiker dort den Weitertransport per LKW oder Bahn organisieren können.

Nun ist hinlänglich bekannt, dass Drogenschmuggler gerne ihre heiße Ware mit Containern z.B. aus Südamerika nach Europa bringen. Kein Geheimnis ist auch, dass der Hafen von Antwerpen hier als Drehscheibe gilt. Ein Mann, der weiß, wo und wann welcher Container steht, ist also für die Drogenmafia interessant, denn er hat eine Schlüsselposition inne.

Hinzu kommt noch, dass zwei Tage vor den Schüssen auf den DP World-Mitarbeiter zwei Verdächtige von der Polizei verhaftet werden konnten, die gerade dabei waren, in dessen Einflussbereich eine Tonne Kokain aus einem Seecontainer auszuladen. Inwiefern die beiden Fälle zusammenhängen, ist unbekannt und die Polizei schweigt sich derzeit noch aus. Die Frage lautet jetzt: Ist der Mann ein Mittäter oder ein Opfer von Erpressung oder gar in den Augen der Kriminellen ein Verräter?

DP World gab in diesem Zusammenhang zu verstehen, dass man weiterhin jedes Vertrauen zu dem Lageplaner habe. Das Unternehmen rief alle Mitarbeiter dazu auf, alles was verdächtig erscheint, auch im heimischen Umfeld, zu melden. Dies ist z.B. anonym möglich auf der Webseite des Antwerpener Unternehmerverbandes CEPA, dem alle im Hafen aktive Firmen angehören.

Unsicherheit durch Drogenkrieg in Antwerpen?

CEPA will in den kommenden Tagen ein Rundtischgespräch organisieren, an dem die Hafenunternehmen, die Stadt und die Polizei teilnehmen sollen. Im Hafen macht man sich seit den jüngsten Vorfällen (Schießereien zwischen Drogenbanden, Drogenfunde in Containern usw.) große Sorgen um die Sicherheit der dort arbeitenden Menschen.

Zeugenaussagen zufolge haben Unbekannte vorher schon einmal auf den jetzt niedergeschossenen Mann gezielt. In der Tiefgarage des Gebäudes, in dem der Betroffene wohnt, sollen vor einiger Zeit schon einmal Schüsse gefallen sein.

Und in verschiedenen Antwerpener Stadtteilen wurden wiederholt Wohnungen von einschlägig bekannten Personen aus der Antwerpener Unterwelt unter Beschuss gekommen, wobei bisher noch niemand zu Schaden kam. Die Bewohner jedoch sind beunruhigt und die Antwerpener Polizei ermittelt hier bereits intensiv. Hierbei soll es sich um einen Krieg zwischen rivalisierenden Drogenbanden handeln können, hieß es dazu.

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