Anonymer Zeuge: "Einige der Killer leben noch"

Seit der Suche nach mutmaßlich weggeworfenen Waffen in einem Sandgrubenteich in Adinkerke in Westflandern sind die Ermittlungen im Fall der „Killerbande von Brabant“ wieder in den Vordergrund gerückt. Die VRT-Sendung „Terzake“ (Zur Sache) sendete gestern ein Gespräch mit einen Informanten, der anonym bleiben wollte (Foto), der aber zur Vorgeschichte dieser Suche und zu den Bandenmitgliedern einiges zu erzählen hatte.

Jetzt, wo in Adinkerke nach Waffen gesucht werde, seien einige Leute wohl nervös geworden, sagte der anonyme Zeuge am Montagabend bei „Terzake“: „Die Mitglieder der Bande sind alt geworden, doch sie sind noch nicht alle gestorben.“ Vor fast 32 Jahren verübte die „Killerbande von Brabant“ in Aalst ihren letzten Überfall.

Am 9. November 1985 überfiel die Bande einen Delhaize-Supermarkt in Aalst (kl. Foto). Doch nach ihrem blutigsten Überfall verschwand die Bande und bis heute weiß noch niemand, wer die Täter waren. Nur durch eine Verlängerung der Verjährungsfrist ist noch möglich, dass weiter nach den Mördern von 28 Menschen gesucht werden kann.

Doch bis heute tauchen immer wieder neue Namen auf und ab und zu gibt es eine neue Spur, die bisher aber immer wieder ins Nichts führte. Ein solcher Vorgang ist zum Beispiel die „Pilarski-Spur“, die jetzt zu der Suche in Adinkerke führte. Patrick Pilarski war ein Gangster, der sein Unwesen in Brüssel getrieben hatte. Der jetzt aufgetauchte anonyme Zeuge hatte gemeinsam mit Pilarski in einer Zelle gesessen und dort soll dieser ihm folgende Geschichte erzählt haben:

Anfang 1986 soll Pilarski mit seinem Auto eine Polizeisperre durchbrochen haben. In diesem Wagen sollen sich Waffen befunden haben, die auf keinen Fall von der Polizei entdeckt werden durften. Möglicherweise waren dies Waffen, die die „Killer von Brabant“ bei Überfällen verwendet hatten. Pilarski soll dem anonymen Zeugen erzählt haben, dass er danach zu seinen Eltern gefahren sei, wo diese Waffen auf der Toilette versteckt wurden:

„Die Polizei kam ins Haus, weil sie dachte, dass er dort war. Doch diese Dummköpfe haben noch nicht einmal in der Toilette nachgeschaut, erzählte mir Pilarski.“ Danach soll Pilarskis Vater diese Waffen in den Teich hinter seinem Haus geworfen haben. Und dieser Teich ist der Teich von Adinkerke, wo die Ermittler im Killer-Fall gerade nach Waffen suchen…

Aussage seit 13 Jahren bekannt

Der von „Terzake“ interviewte anonyme Informant hat diese Geschichte bereits vor 13 Jahren einem heute pensionierten Polizeikommissar erzählt. Auch der wundert sich heute, dass die Staatsanwaltschaft jetzt erst in diese Richtung ermittelt.

Pilarskis Eltern können dazu nichts mehr sagen, denn sie sind inzwischen verstorben. Pilarski selber kann auch nicht mehr befragt werden, denn er verschwand kurz nach seiner Haftentlassung. Eine letzte Spur zu ihm führt in den Sudan, wo er bei einem Raubüberfall erschossen worden sein soll…

Der anonyme Informant ist überzeugt davon, dass die fraglichen Waffen tatsächlich im Teich von Adinkerke liegen. Und er ist davon überzeugt, dass einige Leute jetzt nervös werden: „Sie sind alle älter geworden, doch sie sind noch nicht alle tot. Man muss das statistisch sehen. Die Bandenmitglieder waren damals um die 30. Jeder lebt ungefähr 70 Jahre, auch wenn einige früher sterben. Gehen wir mal davon aus, dass die Hälfte noch lebt.“

Der Zeuge erzählte, dass Patrick Pilarski ein eiskalter Killer gewesen sei, der Frauen und Geld liebte. Und er habe vieles über die Bande gewusst und einige der Mitglieder wohl auch gekannt: „Ich habe ihn nie gefragt, ob er auch bei der Bande war. Das macht man nicht, denn sonst verliert man das Vertrauen.“

BELGA/VERGULT

Meist gelesen auf VRT Nachrichten