"Die rissigen Reaktoren sofort abschalten!"

Flanderns Landesenergieminister Bart Tommelein (Open VLD - Foto) plädiert für ein Umdenken in Sachen Energiepolitik und Atomausstieg. In einem Gespräch mit der flämischen Tageszeitung Het Laatste Nieuws sagte er, dass die mit Haarrissen in den Reaktorummantelungen versehenen Meiler Tihange 2 und Doel 3 vom Netz genommen werden sollen. Inzwischen wurde auch bekannt, dass die Bundesrepublik Deutschland indirekt an den Betreibern der umstrittenen Kernkraftwerke in Belgien beteiligt ist.

„Ich finde, dass die rissigen Reaktoren sofort abgeschaltet werden müssen. Die jüngeren Reaktoren können meiner Ansicht nach wegen der Versorgung noch etwas länger offen bleiben, wenn dies sicher ist.“, so Landesenergieminister Tommelein gegenüber Het Laatste Nieuws. Doch als flämischer Energieminister ist der liberale Politiker lediglich für den Bereich erneuerbare Energie in seinem Bundesland zuständig. Die Kernenergie unterliegt der föderalen Ebene in Belgien und damit Bundesenergieministerin Marie-Christine Marghem (MR).

„Beschlüsse über die Kernkraftwerke gehören nicht zu meiner Befugnis, doch wenn man mich fragt, ist meine Antwort, dass ich von der Herangehensweise in der Schweiz beeindruckt bin. Dort wurde beschlossen, Reaktoren, die Zeichen von Unsicherheit und Alterserscheinungen zeigen, sofort abgeschaltet werden sollen. Und die sicheren Reaktoren sollen dort, wie vorgesehen ist, vom Netz genommen werden.“

„Dies ist ein persönlicher Standpunkt, doch in bin für eine ähnliche Vorgehensweise. Was mich angeht, können die rissigen Meiler Doel 3 und Tihange 2 sofort geschlossen werden. Und die jüngeren Anlagen können wir etwas länger weitebetreiben, wenn die Sicherheit garantiert ist. Wir werden die Kernkraftwerke sowieso für die Versorgung noch eine Zeit lang nötig haben, wenn wir haben noch immer zu wenig erneuerbare Energie.“

Deutschland an belgischen Kernkraftwerken beteiligt

Die neue nordrhein-westfälische Landesregierung aus CDU und FDP will sich für die Abschaltung der belgischen Atomkraftwerke Tihange (bei Lüttich) und Doel (bei Antwerpen) stark machen. Auch der Bund äußert Kritik an den die Reaktoren. Doch nach Angaben deutscher Medien ist er aber offenbar über seinen Pensionsfonds indirekt Miteigentümer. Dies bestätigte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) auf Anfrage gegenüber den deutschen Grünen, so die Blätter des Aachener Zeitungsverlags.

Die Ministerin habe sich überrascht gezeigt: "Ich hatte bisher keine Kenntnis davon", so RP Online. Sie wolle sich jetzt dafür einsetzen, dass die Anteile des Bundes in Höhe von 6,4 Mio. € an Engie-Electrabel, dem belgisch-französischen Stromversorger und Betreiber der umstrittenen Atomkraftwerke, verkauft werden. "Es verträgt sich nicht, wenn wir einerseits für die Abschaltung von Atomkraftwerken eintreten, deren Sicherheit fraglich ist, und gleichzeitig ein finanzielles Interesse am Betrieb dieser Anlagen haben müssen", sagte Hendricks. Das Land Nordrhein-Westfalen hatte unlängst seine Beteiligungen an dem Konzern verkauft.

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