Fregatte "Louise-Marie" rettet Flüchtlinge

Zum ersten Mal hat die belgische Fregatte "Louise-Marie" direkt Flüchtlinge im Mittelmeer aus akuter Lebensgefahr gerettet. Dabei wurden 118 vornehmlich junge Männer aus Afrika aus einem Schlauchboot gerettet. Die "Louise-Marie" kreuzt im Rahmen der Operation "Sophia" im Mittelmeer.

An Bord der „Louise-Marie“ befindet sich in diesen Tagen die VRT-Journalistin Mieke Strynckx (kl. Foto), die gerade über die Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer berichtet, die nach Italien gebracht werden. Dabei erlebte sie diese Rettungsaktion aus nächster Nähe. Ein Aufklärungsflugzeug der italienischen Luftwaffe hatte das Schlauchboot am Donnerstagmorgen mit den über 100 afrikanischen Männern entdeckt und dies der Koordinationsstelle der Operation „Sophia“ in Rom gemeldet. Von dort aus ging ein Notruf an die „Louise-Marie“, die sich als einziges Rettungsschiff in der Nähe des Bootes befand.

In einer kurzen Lagebesprechung, bei der unsere Kollegin Mieke Strynckx zugegen war, wurde die Lage und die bevorstehende Rettungsmaßnahme besprochen und nur kurz danach wurde auch das Schlauchboot entdeckt, das noch über einen Außenbordmotor verfügte. Die jungen Afrikaner winkten aufgeregt und wurden über Lautsprecher auf die nahe Rettung hingewiesen. Zuvor mussten die aber den Motor ihres Bootes ausschalten, wie Mieke berichtete.

Unmittelbar danach begaben sich zwei Speedboote der Fregatte jeweils an eine der beiden Seiten des Schlauchbootes, damit ein Gedränge an nur einer Seite nicht zu einem Kentern führen konnte. Zuerst wurden drei kleine Mädchen und ein gerade erst zur Welt gekommenes Baby gerettet und anschließend sechs Frauen, darunter eine Schwangere sowie ein verletzter Mann. Anschließen kamen nach und nach die jungen Männer dran, die jeweils in Gruppen von rund 10 Personen auf die Fregatte gebracht wurden.

Identifizierung

An Bord der belgischen Marine-Fregatte mussten die Geretteten ihre Füße desinfizieren und sie erhielten Trinkwasser sowie eine leichte Mahlzeit. Die meisten von ihnen haben nichts dabei, außer die Kleidung, die sie am Leib tragen. Danach werden sie einer nach dem andern identifiziert und fotografiert - alles unter den Augen von an Bord befindlichen bewaffneten Carabinieri. Währenddessen durchsuchen die belgischen Marinesoldaten das Schlauchboot der Flüchtlinge nach Hinweisen auf Menschenschmuggler.

Die meisten der Geretteten sind junge afrikanische Männer, die wohle erst eine Nacht lang auf ihrem Boot waren. Mieke berichtete, dass sie aus den verschiedensten Ländern stammen: Nigeria, Senegal, Elfenbeinküste, Mali, Guinea, Guinea-Bissau, Kongo, de Zentral-Afrikanische Republik oder Burkina Faso. Daneben waren auch Kinder unter den Flüchtlingen. Neben den oben erwähnten Mädchen und dem Baby noch vier kleine Jungs zwischen 9 und 15 Jahren und etwa 30 Jugendliche unter 18 Jahren.

Glücklich, zumindest bis auf weiteres…

Die jungen Afrikaner zeigten sich ob ihrer Rettung überglücklich, doch ihre Chance auf tatsächliches Asyl in Europa ist äußerst gering. Auf Anordnung des Koordinationszentrums in Rom werden die Geretteten an Bord eines Schiffs der europäischen Küsten- und Grenzwache Frontex gebracht. Dieses Schiff hatte am Donnerstag bereits 108 Flüchtlinge an Bord und war auf dem Weg nach Italien.

Die „Louise-Marie“ kreuzte unterdessen weiter im Mittelmeer umher, auf der Suche nach Flüchtlingen in Seenot. Kollegin Mieke Strynckx war nach der Aktion beeindruckt und auch davon, dass die belgischen Marinesoldaten nach diesem Tag sofort weiter ihren Aufgaben folgten - auch die, die sich trotz eigentlicher Ruhezeit mit um die Geretteten aus dem Schlauchboot gekümmert hatten…

(Siehe auch die Fotos von Mieke Strynckx unten.)

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